Donnerstag, 23. April 2009

Mit letzter Kraft ...

... verfasse ich diesen Statusreport.

Vier der fünf Prüfungen, zwei der drei Exam-Tage sind geschafft. Jeden Tag muss ich um dreiviertel acht Uhr im Prüfungszimmer sitzen, zumeist gemeinsam mit etwa fünfzig anderen Wahnsinnigen, denn alle C-Levels werden gemeinsam geprüft. Zwei Exams pro Tag sind zu absolvieren, am Nachmittag wird dann noch weiter gelernt. Das geht wirklich an die Substanz, und ich bin sehr froh, es morgen hinter mir zu haben.

Es ist nun amtlich: Das Niveau meiner jetzigen Klasse ist nicht zu vergleichen mit dem meiner alten - dementsprechend sind auch die Prüfungen wesentlich anspruchsvoller.

Da war zunächst der gestrige Hörverständnistest. Eineinhalb Stunden lang bekamen wir durch Kopfhörer Textstellen unterschiedlicher Länge vorgespielt, zu deren Inhalt wir Fragen beantworten mussten - insgesamt immerhin fünfzig. Das Großartige dabei: Man bekommt keine Zeit, die Fragen vorher zu lesen, muss also gleichzeitig Chinesisch hören, lesen und schreiben. Dies ist wesentlich schwieriger als in jeder anderen Fremdsprache, da es vom Prüfling die simultane Bewältigung dreier völlig unterschiedlicher Arten von Konzentration erfordert: Zweidimensionales Hören (Silben plus Töne), passives Erkennen der Schriftzeichen beim Lesen, und aktives ins-Gedächtnis-Rufen sowie Schreiben derselben beim Beantworten der Fragen. Es ist nur meiner intensiven Befassung mit dem Hören gesprochenen Chinesisch auf meinen Reisen zu verdanken, dass ich diese Prüfung, wie ich glaube, recht gut hinter mich gebracht habe und nicht schon bei der Überschrift gescheitert bin.

Dann der Lesetest. Wie schön ist es, am frühen Morgen von einem kleinen Schock aus dem Halbschlaf geschreckt zu werden, denn der Prüfungsmodus war hier völlig anders als beim letzten Mal. Anstatt weniger, langer Texte mit darauf folgenden Fragen hatten wir diesmal sehr gemischte Aufgaben, wie die Umschreibung schwieriger Vokabel aus einem Kurztext mittels Multiple Choice, oder freie Beantwortung von Fragen nach längeren Texten. Es dürfte aber auch ganz gut funktioniert haben.

Sensationell lief die heutige Sprechprüfung. Für diese hatte ich mich, experimentellerweise, vorsichtshalber überhaupt nicht vorbereitet, da ich wissen wollte, wie gut mein gesprochenes Chinesisch wirklich ist. Außerdem halte ich nur wenig davon, wie die meisten meiner Kollegen ganze Monologe auswendig zu lernen. Ok, das ist nur eine Ausrede dafür, dass ich einfach nicht auswendig lernen KANN. Irgendwie hat man bei mir den dafür zuständigen Gehirnteil eingespart. Dennoch: Sowohl das Vorlesen eines unbekannten Textstücks als auch das dreiminütige, freie Sprechen zu einem von fünf zufällig ausgesuchten, aber vorher bekannten, Themen lief ganz toll.

Weniger berühmt war wohl der darauf folgende Schreibtest. Ein 400-Zeichen-langes Essay zum packenden Thema "Was ich über Shanghai denke" war zu verfassen. Zwar hütete man sich als geübter Schleimer angesichts des dicken Shanghai-Akzents unseres Schreib-Lehrers davor, diese herrliche Stadt allzu heftig zu kritisieren. Unter Aufbietung aller Kräfte schaffte ich es aber doch, in mein Werk ein Maximum an chaotischen Aufbau hineinzubringen. Das könnte ein gutes Zeichen sein, denn Chinesen haben eine völlig andere Auffassung davon, was einen guten Aufsatz ausmacht, und bei den wöchentlich zu schreibenden Aufsätzen bekam ich regelmäßig auf jene, deren Aufbau ich persönlich gut fand, eine schlechtere Note als bei jenen, die ich als chaotisch und schwach empfand. In jedem Fall fasziniert es mich, dass ich offenbar auch auf Chinesisch sehr schnell schreibe. Von den fünfzig Teilnehmern war ich jedenfalls als erster fertig. Was mir allerdings wiederum ein wenig Sorgen bereitet ...

Wie dem auch sei, morgen steht noch die große Grammatik-Prüfung an. Dann gönnt man uns großzügigerweise ein freies Wochenende, und am Montag werde ich um 8.55 Uhr pünktlichst - und endlich - in der ersten Vorlesung des Levels D sitzen. Damit werde ich offiziell von "Chinesisch - Grundstufe" in "Chinesisch - Fortgeschritten" aufgestiegen sein. Beängstigend, wenn man bedenkt, dass ich immer noch weder beim Zeitunglesen noch beim Filmschauen wirklich etwas verstehe. Hochinteressant jedenfalls, das Ganze.

4 Kommentare:

rudolfottokar hat gesagt…

Glückwunsch!!! Tüchtig!!!
(aber ich habs eh gwusst ;-))

(Grammatik haben die chineser auch?)

Etosha hat gesagt…

Klingt doch alles in allem nach einem Aufstieg mit Glanz und Glorie! Sagma halt :)

Du mochst des scho! Gluro!

_mathilda_ hat gesagt…

Klingt doch alles in allem sehr positiv. Ich bin mir sicher, du hast eine gute Leistung abgeliefert und wünsch dir für morgen alles Gute (viel Glück wär das falsche, Glück brauchst du keines :) ).

ClemmieInChina hat gesagt…

jajaja - ihr seids alle viel zu nett ]:). dankeschön.

aber jetzt ists geschafft - jetzt wird mal absolut nix gemacht zwei tage lang, jaaaaa.

die woche war wirklich "eduessiv" ... ein passenderes captcha gibts nimmer. und endlich kennen wir auch ein wort für "lehrreich und intensiv" ]:D.