Samstag, 29. November 2008

Thanksgiving mit Stäbchen

"Thanksgiving", das amerikanische Erntedank-Fest, ist eine große Sache in den USA und wird traditionell am vierten Donnerstag im November zelebriert. Ein Faktum, das mir, erstens, bislang unbekannt war, was mich allerdings, zweitens, auch nicht daran gehindert hat, ein erfülltes Leben zu führen. Außerdem sind wir ja in China, weshalb also soll uns diese Information jucken?
Nun ... es ist ja so, dass in meiner Sprachklasse eine relativ starke US-amerikanische Delegation zu finden ist. Und diese wurde in den letzten zwei Wochen von einer mir zunächst unerklärlichen kollektiven Aufregung heimgesucht, die ich ansonsten nur bei Kleinkindern in der Vorweihnachtszeit beobachten kann. Bald wurde mir klar, dass der Grund dafür ein für den Thanksgiving-Abend geplantes traditionelles Dinner war. Dieses erforderte offenbar umfangreiche Vorbereitungen und sorgte somit für ein gewisses festliches Gebrumm in der Klasse.

Meine amerikanischen Mitstudenten sind unfaire, grausame Leute. Gerade als ich mich so richtig schön benachteiligt, einsam und ausgeschlossen fühlen wollte, wurde ich hinterrücks zu diesem Dinner eingeladen.

Vorgestern fand es statt - etwa fünfzehn reizende junge Leute nahmen daran Teil, ich war einer von insgesamt drei Nicht-Amerikanern. Und so begab es sich, dass ich das erste Thanksgiving-Fest meines Lebens ausgerechnet in China absolvierte. Laut Originalton meiner Kollegen das "traditionellste, das sie jemals abgehalten hatten": gefüllter Truthahn, Pumpkin-Pie, karamelisierte Süßkartoffeln und eigens importierte Thanksgiving-Dekoration inklusive. Zusätzlich fand das Dinner in der funkelnagelneuen gemeinsamen Privatwohnung zweier Klassenkolleginnen statt, die ebenfalls ausgesprochen westlichen Flair verbreitete.

Doch trotz all dieser ambitionierten Amerikanisierung ... so ganz verleugnen konnte dieses spezielle Dinner den östlichen Einfluss seiner Umgebung nicht. Aber seht selbst.

Die kleine, amerikanische Gemeinschaft vor dem ebenso festlich wie geschmackssicher mit Plastik-Erntedanktischtuch und Papiertruthahn geschmückten Tisch. Im Hintergrund ebenso zu sehen der verführerisch duftende 20-Kilo-Truthahn.



Es stellte sich bald heraus, dass keiner der anwesenden Gäste Erfahrung im Zerteilen eines solchen Brontosauriers mit Flügeln hat. Flugs war aber dankenswerterweise Nick LaPierre zur Stelle - der McGyver unter meinen Freunden. Denn er verfügte über ein Buttermesser, mit dem sich so ein Truthahn doch sicher elegant zerteilen ließe.

Im Handumdrehen und mit Verve verwandelte er so den prächtigen Vogel in ein Schlachtfeld.


Aber essen tut man ja nach wie vor mit dem Mund, und der ist sichtlich begeistert. So fand der vermutlich erste mit Stäbchen verzehrte Thanksgiving-Truthahn der Welt in unseren Mägen seine letzte Ruhestätte. Amen.

Dienstag, 25. November 2008

DARUM mag ich die Chinesen ...

讨 (tao)

1.: "bewaffnete Truppen senden, um zu unterdrücken"
2.: "heiraten"

^^

Samstag, 22. November 2008

"热闹" (Renao) - Das Wandern ist des Chinesen Lust

Dies ist nur ein ganz kleiner Nachtrag zum Bergsteigen auf dem Huangshan - und zum Thema "Chinesen und der Lärm".

Wie an anderer Stelle bereits angemerkt, gibt es im Chinesischen ja sogar ein positives und ein negatives Wort für "Lärm" (热闹 bzw. 吵).

Das Schöne am Huangshan ist ja, dass wir es dort mit wunderbarer Natur und - zur Abwechslung einmal - herrlicher Stille zu tun haben. Hätten. Denn sehen Sie selbst, verhörte Zuehrer, wie es denn so ist, wenn man unversehens auf eine fröhliche Gruppe chinesischer Wandersleut' trifft ...


Donnerstag, 20. November 2008

Ein Weihnachtsmärchen?

Was macht Klein-Clemi allein im großen China eigentlich zu Weihnachten?

Diese Frage begann mich anlässlich meiner ersten Adventzeit ohne jeden Weihnachtskitsch, Punsch oder lebensgefährliche Einkaufssamstage auf der Mariahilferstraße jüngst heftig zu bewegen; denn schließlich wird hierzulande Weihnachten überhaupt nicht gefeiert - und viele meiner hiesigen Bekannten werden während der Ferien nicht in Shanghai sein. Daher beschloss ich kurzerhand, einfach auch nicht da zu sein. Also - schon in China, aber eben nicht in Shanghai. Wird eh Zeit für meine erste größere Reise.

Doch wohin soll ich mich wenden?
Eine gar nicht so einfach zu beantwortende Frage, denn die Sache mit China ist ja die, dass wir es hier mit ganz schön viel Land für ziemlich wenig Clemens zu tun haben, also will reiflich überlegt sein, wie wir letztgenannten am effizientesten auf erstgenanntes verteilen, um ... ähm ... na, jedenfalls wo ich hinfahren soll.

Ich ließ also nonchalant die Augen über meine ebenso groß -e wie -artige Chinakarte schweifen, in der Hand den Lonely-Planet-Reiseführer (hierzulande angeblich verboten) und traf eine Entscheidung: "Guangxi" heißt eine große Provinz ganz unten im Süden. Es ist eine autonome Region für die Minderheit der "Zhuang" - und überhaupt macht ein buntes Gemisch an Minderheiten über 75% der dortigen Einwohner aus; die Han-Chinesen sind also in der Minderzahl.
Da wäre es doch eine gute Idee, dieses bunte Ethno-Gemisch um eine weitere Minderheit zu bereichern: mich selbst. Ich bin ja wirklich ausgesprochen selten - und eigentlich vom Aussterben bedroht, da es von mir ja nur noch ein Exemplar gibt. Folglich fühle ich mich an einem solchen Hort der Vielfalt schon mal a priori sehr wohl.

Ganz Guangxi ist schön. Ganz Guangxi? Nein ...
Dazu kommt noch, dass Guangxi die großartigsten Sehenswürdigkeiten beherbergt: Die weltberühmten Karstberge von Guilin, die Felszeichnungen von Zuojiang, den Detian-Wasserfall an der Grenze zu Vietnam, Chinas schönste Strände sowie unzählige Naturwunder und antike Siedlungen. Ja, eigentlich gibt es nur einen Ort in Guangxi, wo sich laut Reiseführer der Aufenthalt nicht wirklich lohnt: die Hauptstadt Nanning.

Nun ...

Jaaaaa, ich weiß schon, das ist vielleicht ein bisschen dämlich - aber wenn ich die Worte "... kann der Reisende getrost auslassen ..." in einem Reiseführer sehe, zieht es mich einfach magisch an diesen Ort.

Und so bin ich seit heute stolzer Besitzer eines Flugtickets nach Nanning. Die ersten drei Nächte der kurzen Weihnachtsferien werde ich in dieser 1,3-Millionen-Einwohner-Stadt verbringen - in einem ebenso bereits vorgebuchten Hostel - und mich vermutlich unfassbar langweilen, weil's dort nix zu sehen gibt.
Die übrigen vier Nächte habe ich allerdings freigelassen; da möchte ich vor Ort reisen wohin auch immer der Wind (oder der letzte mögliche Zug) mich trägt. Dabei muss ich allerdings sehr acht geben, dass ich nicht versehentlich einen der wirklich schönen Orte in Guangxi streife; denn derer gibt es offensichtlich zahllose, und kaum dreht man sich um, sieht man womöglich etwas ganz Tolles. Und das wollen wir doch alle nicht, denn wie langweilig wäre dieses Blog, wenn ich dauernd nur von irgendwelchen "schönen Stränden", "tollen Museen" oder "großartigen architektonischen Wunderwerken" berichtete.

Eigenlob hat Gold im Mund
So, und jetzt ist meine natürliche Bescheidenheit am Ende ihrer Belastungsfähigkeit, und ich muss es einfach verkünden: Ich habe die gesamte Organisation und Buchung dieses Urlaubes in einem kleinen, lokalen Reisebüro vollkommen auf Chinesisch und ohne jede Hilfe vorgenommen! Zwar bestanden etwa 50% des Gesprächs mehr aus Educated Guesses als sonst etwas, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich meine erste komplexe Operation - und im Zuge dessen sogar mein erstes Telefonat - auf Chinesisch vorgenommen habe! Darauf bin ich natürlich mächtig stolz.

Zurecht fragt sich nun wohl aber auch jeder, der mich kennt, wo ich zu Weihnachten tatsächlich landen werde.

Die Reise beginnt standesgemäß am Abend des 24. und endet (hoffentlich) am Abend des 31. Dezember. Sollte sich also am 1. Jänner an dieser Stelle ein Posting des Titels "Mein Überraschungsaufenthalt in Kasachstan" finden, dann wissen wir sofort: "Aha! Die Fähigkeiten zur Abwicklung komplexer Organisation in der Landessprache wurden maßlos überschätzt."

Sonntag, 16. November 2008

Birthday reviewed

Bis nach China muss man also gehen, um zum Geburtstag die durch besonders frühes Geboren-worden-Sein redlich verdiente Anerkennung zu bekommen.

Denn rückblickend stelle ich mit zarter Verwunderung fest, dass mich nie zuvor so viele Geburtstagsglückwünsche ereilten und ich auch noch nie zuvor so intensiv befeiert wurde wie diesmal, zu meinem Dreiunddreißiger. Seitens meiner österreichischen Freunde führe ich das auf die aktuell vorherrschende große Sicherheitsdistanz zurück - und auf die Tatsache, dass manche vielleicht glauben, mich mit einer Flut an Zuwendung dazu bewegen zu können, hier in China zu bleiben. Aber ich bin unbestechlich - und komme sicher wieder zurück. So weit kommt's noch.

Was, aber ach, geschah denn so alles?

Was, bitteschön, mach' ich mit soviel Glück?
Zunächst ereilten mich wie gesagt zahlreiche Glückwünsche. Dafür sei Dank Euch allen da draußen ausgesprochen.
Meine liebe Freundin S.- (bloggt hier) schaffte es sogar, mir ein virtuelles Geschenk zukommen zu lassen. Eine Collage, die nur meine schönsten Seiten zeigt:


Doch das ist noch nicht alles - darüber hinaus bekam ich noch eine wunderschöne virtuelle Kalligraphie:

Auch damit noch nicht genug, gelang Frau S.- sogar eine ausgesprochen kompetente Übersetzung des hier geschriebenen Textes . Ich darf zitieren:

"Das hier hab' ich auch gefunden. Fand sich unter dem Titel 'Friends come from
far away', wie passend, dacht' ich mir da. Vermutlich steht da aber sowas
wie: Landmaschinen begleiten Arbeit (unleserlich) niemals (von) Osten
weil Sonnenschein(?) da Freunde. Gezeichnet: Kraxdimurx. *gg*"

Vielen Dank für all die Mühe, ich bin gerührt, dass es mich schüttelt :).

Der Mittags-Marathon

Des Freitags gab es ein weiteres, allerdings nicht Geburtstags-bezogenes Happening: Seit etwa zwei Jahren habe ich die Ehre, eine liebe E-Mail-Freundin aus Singapur mein eigen zu nennen. Reger virtueller Briefwechsel belastete das Internet - persönliche Meetings waren wegen der Distanz bislang leider nicht möglich.

Nun stellte sich aber heraus, dass die Dame tatsächlich Shanghaiischer Abstammung ist und zurzeit in ihrer Heimatstadt bei Verwandten weilt. So trafen wir uns gleich nach meiner Vorlesung um 12 Uhr Mittags zu einem kleinen Essen. Muttern war auch da, also wurde etwas ausführlicher gegessen - und dann schauten auch noch diverse Verwandte vorbei, folglich wurde das Essen noch um ein Quentchen detailreicher.

Im Nu war ich als einziger Nicht-Chinese homogen in den Familienkreis integriert - Kinder krabbelten auf mir herum, Essen wurde mir auf jede erdenkliche Weise von allen Seiten zugeführt, und ich lernte einen typischen chinesischen Haushalt von innen, außen und eigentlich jeder sonstigen möglichen Seite kennen. Und so begab es sich, dass ich mich um 21 Uhr vom wohl ausgiebigsten Mittagessen meines Lebens schweren Herzens und Magens verabschiedete (Fotos folgen).


Nationen-Chaos feiert Geburtstag
Klar, dass ich nach diesem Kalorien-Marathon dachte, ich würde nie wieder feste Nahrung zu mir nehmen.
Weit gefehlt.
Denn gestern überfiel man mich rücklings mit einer Party.

Ich war ja schon vor einer Woche über meinen asozialen Schatten gesprungen und habe für die lieben Klassenkollegen einen kleinen Ausgeh-Abend organisiert. Die Schweine fanden dann irgendwie heraus, dass mein Geburtstag in der selben Woche stattfinden würde, und wandelten in Folge die formlose Zusammenkunft hinterhältig in eine Geburtstagsfeier um.

So fand ich mich unversehens in einem Geheimtipp von Sichuan-Lokal (Anm. v. Autor: Dank an Linan), in einem jener typischen chinesischen Hinterzimmer, die trotz leicht klaustrophobischer Anmutung als der Inbegriff hiesiger Gemütlichkeit angesehen werden, wurde begeburtstagssungen und mit zwei Torten, Glückwünschen und sogar Geschenken geradezu beschämt.

Danach ging es noch gemeinsam weiter in meine Lieblingsbar. Wohlinformiert wie ich nun mal bin, fand dort allerdings gestern nicht das gewohnte, bunte Musikgemisch statt, sondern ein mexikanischer Salsa-Abend inklusive Live-Band. Das ist nun nicht gerade meine Spezialität und Vorliebe, aber die fröhliche Kapelle war hervorragend, unsere zwei spanischen Damen freuten sich - und so ließ man sich allgemein zu ein paar spontanen Latino-Tanzstunden hinreißen.

Ich darf abschließend ein paar Fotos präsentieren - und muss zugeben, dass so ein im großen Rahmen gefeierter Geburtstag - obwohl ein bisschen peinlich - doch auch irgendwie schön ist.


Gestochen scharf präsentieren sich hier die geschätzten TeilnehmerInnen im Lokal zum "Kleinen Himmelsreich" aus den Ländern Malaysia, Singapur, China, Türkei, USA, Spanien, Südkorea, Dänemark, Frankreich und Österreich.
Stehend (vlnr.): Chua, Fatih, Tan, ich, Anna, Isabel, John, Irene
Sitzend : Linan, Shuxing, Mikyeong, Julie und Isas Freundin, deren Namen ich leider vergaß
Später stießen noch Patrick und Julien zu uns.

Hier noch einmal ausgewählte Vertreter beim Demonstrieren des Gruppenfotos vom Typ "ausgelassene chinesische Gesellschaft mit Schalk im Nacken" (mit Ausnahme von Mikyeong, die - dem Experten sofort ersichtlich - die um 90° abweichende koreanische Variante demonstriert).

Zum Essen gab's Sichuan-Spezialitäten - mein Lieblings-Fraß, weil scharf und gut. Dies ist natürlich nur ein kleiner Teil dessen, was mit freundlicher Hilfe der chinesischen TeilnehmerInnen aufgefahren wurde.

Auf der ausgesprochen kunstvollen Torte erkennt man's dank Überbelichtung vielleicht nicht so gut, aber tatsächlich behaupten böse Zungen, ich hätte auch selbst eine gewisse optische Ähnlichkeit mit meinem chinesischen Sternzeichen. Das ist natürlich völlig aus der Luft gegriffen.

Nach ohne gröbere Folgeschäden absolvierter Völlerei verlagerte sich die Party ins Stadtzentrum. Hier mit zwei meiner besten Freunde Chua und Linan im "Mural".

Der Abend war geprägt von hoher ethnischer Geradlinigkeit: Hier der Malaye Tan und der Franzose Julien beim Rauchen einer türkischen Shisha im Rahmen des mexikanischen Salsa-Abends in der Spanisch-Indischen Bar "Mural" anlässlich des Geburtstags eines Österreichers in China.

Mittwoch, 12. November 2008

Geburtstagsvokabellektion

Heute ist mein Geburtstag.

Ich steh' zwar nicht so drauf, meine Mitmenschen darauf hinzuweisen, dass Ihnen nun Gratulationspflicht obliegt - doch aus den vielen E-Mails zu schließen, die mich heute erreichten, weiß es eh schon jeder.

Warum ich das erzähle?

Weil ich auf ganz besondere Weise feiere: Ich lerne heute extrem viele Vokabel!

Wenn ich das nämlich nicht tue, dann muss ich morgen oder übermorgen nachlernen, und das bedeutet, ich hätte dann noch mehr zu tun - wes Perspektive auch ein wenig der Lack fehlt.

Ist irgendwie blöd, da ich mir diesen Tag gerne gegönnt hätte - aber wenn man nur ein einziges Mal nicht mitlernt, ist man sofort gewaltig hinterher und somit im Stress. Das Lerntempo hat sich im Level C noch weiter erhöht, die Anzahl der motivierten Studenten hingegen deutlich verringert. Und obwohl ich mich in der Klasse weil's mir Spaß macht wirklich gut schlage, habe auch ich mittlerweile schon Probleme, die täglich etwa 30 neuen Wörter vom Kürzest- ins Langzeitgedächtnis zu manövrieren.

Warum ich das wiederum erzähle?

Weil trotz all dieser Bürden eines in aller Deutlichkeit festgehalten werden muss: Wir lernen hervorragende Vokabel, die man in jeder Lebenssituation wunderbar verwenden kann.

Ganz besonders deutlich wurde das in dieser heutigen Lektion 3 unseres Schreib-Arbeitsbuches. Diese sozusagen meine Geburtstag-Lektion überraschte mich beispielsweise mit 匀 (yun). Es bedeutet laut Lehrbuch "to stir and make well-distributed". Wie sehr habe ich mich, wann immer ich etwas umrührte und im Zuge dessen gleichmäßig verteilte, danach gesehnt, dies meinen chinesischen Mitbürgern auch mitteilen zu können! Dank Lehrbuch ist mir dies ab sofort möglich.

Doch noch mehr freue ich mich über das Vokabel 人情味 (renqingwei) - "the milk of human kindness".
Endlich - ach was sag' ich - ENDLICH brauche ich beim chinesischen Small-Talk nicht mehr wie ein Kleinkind daherstottern, weil mir die wesentlichsten Termini fehlen!

Hochspezialisierte Ausdrücke wie "seit" oder "mit" werde ich hoffentlich auch noch lernen.

Aber vorerst bin ich einfach glücklich, dass ich künftig wenigstens Alltagssituationen - wie das Umrühren und gleichmäßige Verteilen der Milch menschlicher Güte - akzentfrei und fließend zu kommunizieren imstande sein werde.

Montag, 10. November 2008

Huangshan - 13 Stunden zum Gelben Berg

Dem willigen Reisenden stehen mannigfaltige Möglichkeiten zur Verfügung, um von Shanghai zum "Huang Shan" - den berühmten "Gelben Berg" - zu gelangen.

Da gibt es einmal den Schnellbus. Er ist die billigste Variante und benötigt etwa sechs Stunden für eine Strecke, die grob jener von Wien nach München entspricht.

Dann gibt es den Schnellzug. Er ist natürlich teurer, braucht aber auch nur fünf Stunden.

Und dann wäre da noch die Heckenbrunzer-Variante: Dabei plagt sich eine freundliche Töff-Töff-Lok über Nacht geschlagene 13 Stunden lang dem Ziel entgegen, hält bei allem, was auch nur entfernte Ähnlichkeit mit einem Haus hat, und ist dabei sogar noch etwas teurer als der Bus. Wahre Freunde der gepflegten Qual verschärfen diese noch durch den Kauf einer "Hard Seater" Fahrkarte; diese stellt sicher, dass die 13 Stunden eingezwickt auf engstem Raum und härtesten Sesseln eine möglichst große Herausforderung an sämtliche Gelenke und Sitzmuskeln darstellen. (Denn ein Schlafabteil mieten kann ja nun wirklich jeder.)

Der erfahrene Leser meines Blogs ahnt natürlich bereits, für welche Variante sich Irene, Nick und ich entschieden, um diese eine der schönsten Naturregionen Chinas zu erreichen.

Huangshan - man kann nie genug davon haben
Mit schmerzendem Körper und bleiern müde von zwei durchwachten Nächten, mit einer harten Bergtour mittendrin, schreibe ich also diese Zeilen und bitte um Nachsicht, falls dies gewisse Auswirkungen auf die Qualität des Eintrags haben sollte. Aber die Bilder sprechen ohnehin für sich selbst; bringen wir also das Bla-Bla rasch hinter uns und widmen uns dann gemeinsam der bunteren Seite der Reise.

Huangshan ist ein Berg. Oder eigentlich eher eine ganze Region voller Berge. Alle um die 2.000 Meter hoch und relativ unberührt, sind sie die Zierde von Anhui, der ärmsten Provinz Ostchinas, und ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen.

Huangshan ist auch eine mittelmäßig attraktive Kleinstadt, die etwa 50 Kilometer von erwähnter Bergregion entfernt liegt. Das fanden wir zur großen Verblüffung aller Beteiligten natürlich erst heraus, als wir nach oben erwähnter Marterfahrt aus dem Bahnhof von ebendieser Stadt wankten.

Annäherung an den Berg
Um eine etwas langwierige Operation kurz zusammenzufassen: Nach einer seitens lokaler Kleinunternehmer gezielt auf uns durchgeführten Transport-Keilerattacke sowie harten Preisverhandlungen, ließen wir uns ebenso willig wie physisch am Ende zu einer Kleinbusfahrt in einen Ort direkt in der gewünschten Bergregion überreden, wo wir dann auch bald Unterkunft für eine Nacht in einem sehr günstigen Hostel fanden.

Dieser Ort, "Tangkou" (wörtlich: "Suppenmund"), konnte - so stellten wir nach Ankunft fest - nicht nur mit beeindruckender Trostlosigkeit aufwarten und hatte das mit Abstand schlechteste Essen in ganz China anzubieten, nein, er war auch immer noch kilometerweit vom eigentlichen Wandergebiet entfernt. Diese freudige Entdeckung machten wir, als wir - frohgemut mit Rucksack, Wanderausrüstung und viel zu wenig Proviant bewaffnet - gegen Mittag zu unserer Bergtour aufbrechen wollten.

Der erste Tag: Lokale Dihydrogeniumoxid-Gravitationsphänomene
Nun ist es so, dass wir ja zwei Tage zur Verfügung hatten. Unsere Ankunft in erwähntem Bergkaff erfolgte Samstag Mittag - und zwar in tiefstem Nebel- und Regenwetter. Da es für eine Bergwanderung also schon etwas spät war und das Wetter sich außerdem für eine Gegend, die für ihre grandiosen Panoramen berühmt ist, suboptimal präsentierte, entschlossen wir uns kurzerhand zu einer kleinen Tour einiger der berühmten Wasserfälle der Umgebung, die leichter zu erreichen und auch bei Nebel wenigstens noch sichtbar waren. Das war - ganz untypisch - zur Abwechslung eine sehr gute Entscheidung.

Schnell war ein Kleinbus samt ausgesprochen freundlichem Fahrer gemietet, und er führte uns zu drei der schönsten Plätze, wo man ein wenig wandern und jeweils grandiose Wasser- und -fall Panoramen bestaunen konnte. Dank des grausig kalten und feuchten Wetters, waren wir dort auch zumeist so gut wie alleine.

Der zweite Tag: I muaß auffi!
Am nächsten Tag - nach soliden zwölf Stunden Schlaf, die wir uns nach der aufrecht sitzend durchwachten Zugfahrt und anschließenden Wasserfall-Kurzwanderungen ehrlich verdient hatten - erwarteten uns strahlender Sonnenschein, kristallklare Luft und somit bestes Bergwetter. Das kleine, desorganisierte Grüppchen, das ich gerne "wir" nenne, konnte nach einem faszinierend widerlichen Frühstück tatsächlich wieder einen Fahrer auftreiben, der uns nach gröberem Hin und Her zum Hauptaufstiegspunkt auf den Gipfel unserer Wahl brachte. Dort, in der vollkommenen Einschicht, wollten wir den Fahrer einige Stunden später wiedertreffen, um zurück zum Hostel gelangen zu können, und dann weiter zum Bahnhof, wo abends um 22 Uhr der Mörderzug seine Fahrt des Grauens zurück nach Shanghai beginnen würde.

Die Wanderung selbst war herrlich - bis auf den 1.800 Meter hohen Gipfel bezwangen wir den Berg vermittels unzähliger Stufen - eine in China durchaus übliche Weise, berühmte Berge zu ersteigen. Die Panoramen unterwegs waren dabei unbeschreiblich schön. Unberührte Natur, herrliche Stille, unzählige Bäche und Wasserfälle, Karstgipfel, die niedrigeren Hänge bedeckende Bambuswälder und nicht zuletzt kristallklare, saubere Luft sowie erstaunlich wenige Menschen entschädigten uns nicht nur mehrfach für alle Strapazen, sondern machten diesen Ausflug auch zum schönsten Naturerlebnis, das ich bisher in China hatte.
Die mehrstündige, ausgesprochen anstrengende, Bergwanderung fand mit einer halbstündigen Busfahrt (der Taxifahrer war nicht gekommen) zurück zum Hostel, einer darauf folgenden einstündigen Busfahrt zurück in die Stadt Huangshan, einem dort eingenommenen (zur Abwechslung einmal hervorragenden) Abendessen sowie einer dreizehnstündigen, ebenso schlaflosen wie fürchterlichen Zugfahrt zurück nach Shanghai ihr Ende.
Nun kann ich - frisch geduscht und nach einem dreistündigen Schläfchen wieder einigermaßen lebendig - eine kleine Bildauswahl präsentieren, die den dortigen Panoramen keinesfalls gerecht wird, dafür aber auch ausgesprochen inkompetent fotografiert ist. Möge der Reigen beginnen.

Se Trip in Piktschers


Die Landschaft des südlichen Anhui präsentiert sich völlig anders als die Umgebung Shanghais, die einer Brettel-ebenen, gigantischen Baustelle gleicht - und auch anders als die Provinz Jiangsu, Ziel meiner bisherigen Reisen, mit ihren sanften Hügeln und freundlichen Städtchen. Anhui ist wilder, mit schroffen Gebirgen, hohen Wasserfällen - aber auch einsamen Dörfern und endlosen Reisfeldern - wie hier zu sehen.

In diese abgelegene und ansonsten untouristische Provinz brach also unser ebenso munteres wie unfähiges kleines Reisegrüppchen auf.


Anhui ist ja eine unglaublich feuchte Provinz. So fällt hier das Wasser nicht nur vom Himmel, sondern auch überall sonst. Das unfreundliche Wetter bildete den idealen Hintergrund für die hunderten berühmten Wasserfälle der Umgebung - kleine ...


... ebenso wie große. Der hier ist mit 120 Metern Höhe immerhin der neuntgrößte in China.


Auf den Wanderungen in dieser Gegend trifft man häufig auf Unerwartetes: freundliche, zehn Zentimeter lange Spinnen ...

... und offenbar massiv Diebstahl-gefährdete Brücken.

Ist aber eh vernünftig, die Brücken gut zu sichern. Sind nämlich ziemlich hübsch.

Wunderschönes Wetter lädt am Sonntag zur Besteigung eines der Hauptgipfel ein. Die tieferliegenden Regionen sind von riesigen Bambuswäldern bedeckt. In diese Megagrashalme ritzen Chinesen gerne ihre Namen ein.

Mit zunehmender Höhe verändert sich die Vegetation. Pappeln dominieren - und nutzen dabei jeden möglichen und unmöglichen Platz.

Noch weiter oben verliert man jeden Respekt vor den alten chinesischen Künstlern: Die Schweine haben einfach abgemalt, was sie gesehen haben!

Aber schön ist das schon ...

Oben angekommen, ist man konditionell ein wenig angeschlagen. Dabei gibt's kaum Pause - schließlich sollte man den Zug tunlichst nicht versäumen, der wenige Stunden später eine Wanderung sowie zwei Busfahrten entfernt losfahren würde.

Andererseits müssen wir wenigstens nur uns selbst schleppen. Dutzende Träger hingegen befördern den ganzen Tag lang Bier und Vorräte auf den Berg - und Schmutzwäsche sowie Abfall wieder hinunter.

Unerwartete Sehenswürdigkeit: der Schilderwald

Ja, ich traf wieder auf ganz viele Schilder von ungeahnter Attraktivität! Und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen:

Da gab es beispielsweise die üblichen semantischen Meisterleistungen ...

... von manchmal durchaus undurchschaubarer Mystik ("Please do not jumps a hurdle"? Hier? Auf dem Berg?)

Dann solche von großer poetisch-philosophischer Schönheit ...

... wirkungslose ...

... mysteriöse ...
(Wir haben uns bemüht, die Aussicht möglichst nicht zu genießen - und wann immer wir auf Affen trafen, wurde auf ausschließlich nicht-kulinarische Weise geflirtet!)

... aber auch solche, die Aufschluss über die chinesische Mentalität geben. Diese ist offenbar von hohem hygienischem Niveau ...

... zumindest manchmal.

Donnerstag, 6. November 2008

Level C - und diesmal wirklich!

Heute war also mein erster Tag im Level C. Mein diesbezüglicher Anlauf vor zwei Monaten war ja eher ineffizient, panisch - und vor allem kurz. Doch nun fühle ich mich bereit für diese Herausforderung! (Und an dieser Stelle wäre es nett, wenn Ihr Euch eine dramatische Fanfare vorstellen könntet sowie einen Windstoß, der mir eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht bläst, während ich ebenso entschlossen wie vergeistigt in die Weite blicke. Oder auch nicht. Ich fand nur, es wäre ein netter dramaturgischer Kniff.)

Das Level B wäre also geschafft. Wenn man das Volumen der Lernkärtchen für die Vokabel dieses Levels auf weitere drei Levels extrapoliert, lässt dies in mir allerdings gewisse Transportängste aufkommen.

Nun sind die Chinesen ja ein ausgesprochen flexibles Völkchen - und stecken voller Überraschungen! So sollte man meinen, dass sich innerhalb eines halben Semesters - das sind gerade einmal zwei Monate - nicht allzu viel an der Struktur des Studiums selbst ändert. Weit gefehlt. Seit Anfang September können sich die Level-C-Adepten über folgende Veränderungen freuen:

  • Ein Buch wurde ausgetauscht,

  • 2 Stunden gekürzt (nur mehr 2 anstatt 4 Zusatzstunden gegenüber Level B) und

  • zwei Vorlesungen völlig umgekrempelt.

Überhaupt gab es auch sonst einige Veränderungen. Wir haben nun fünf Fächer statt drei:

  • Schreiben/Lesen A (Du Xie A)

  • Schreiben/Lesen B (Du Xie B)

  • Hörverständnis (Tingli)

  • Sprechen (Kouyu)

  • vertiefendes Lesen (Yuedu)

(Hihi, die Bullet Points beginnen mir Spaß zu machen ...)


außerdem:

  • vier Bücher statt nur eines

  • und obwohl wir zu meiner persönlichen Freude unsere wirklich guten Lehrkräfte beibehalten,

  • durften wir für das "vertiefende Lesen"

  • eine neue Lehrkraft begrüßen.

(Okay, okay, ich hör ja schon auf mit den Bullet Points.)

Die Begrüßung der neuen Lehrkraft fiel übrigens etwas lasch aus, da uns jene zusätzlichen zwei Stunden natürlich genau am Donnerstag um 8 Uhr reingedrückt wurden, so dass wir jetzt das Vergnügen haben, an vier Tagen um 8 Uhr loszulegen - während andere Level-C-Klassen überhaupt keinen 8-Uhr-Kurs und manche sogar einen zusätzlichen Tag frei haben. Schweinerei. Die Müdigkeit war uns allen also anzumerken.

Vier unfassbar langweilig gestaltete und - wir sind ja in China - mit Fehlern gespickte Bücher geben sich redliche Mühe, uns den Spaß am Lernen zu verderben.

Positiv zu vermerken ist allerdings, dass unsere "Vertiefendes Lesen"-Professorin namens Deng durchaus sympathisch rüberkommt und auch ihr Chinesisch sehr gut zu verstehen ist. (Denn sie spricht vorsichtshalber gleich einmal so gut wie überhaupt kein Englisch.)

Froh bin ich jedenfalls, dass es nicht jener Gentleman mit dem markanten Shanghai-Dialekt geworden ist, dessen Hauptverdienst es war, mich vor zwei Monaten noch am ersten Tag aus dem C-Kurs zu vertreiben. Dafür bin ich ihm rückblickend allerdings tatsächlich recht dankbar, denn meine jetzige Klasse und meine jetzigen Lehrer sind mir doch wesentlich lieber.

Ab sofort gibt es übrigens - dank der vier unabhängigen Bücher - noch mehr Vokabel und noch mehr neue Zeichen pro Tag. Irgendwann können sie mich dann, glaube ich, gern haben. Oder mir den Buckel runterrutschen. Oder mir mich gern habend den Buckel runterrutschen. Aber noch geht's, und diesmal nehme ich die Herausforderung an! (Fanfare und Wind, bitte.)

Montag, 3. November 2008

Der zweite Prüfungstag

Es ist vollbracht! Und gut ist's gelaufen.

Zwar habe ich noch keine Resultate, aber gefühlsmäßig sollte auch das Ergebnis des heutigen schriftlichen Teils eigentlich gut bis sehr gut ausfallen. Aber einfach war der nicht, liebe Lehrer! Von wegen: den schafft jeder. Tatsächlich gab es sogar universelles Stöhnen und Unmutskundgebungen, und Einige sind offenbar durchgefallen. Da ich aber traurigerweise wieder einmal bewiesen habe, dass ich wirklich nicht imstande bin, die Dinge locker zu nehmen, habe ich, wie es scheint, mit Abstand den meisten Lernaufwand investiert - und folglich fiel mir das Ganze auch nicht schwer.

Morgen haben wir zur Belohnung frei - und obwohl ich mich (und darf denn das wahr sein?) sogar schon wieder aufs Weiterlernen freue, gibt's heute erst mal eine Pause, denn ich bin verdammt müde. Nicht mal nach dem Test hat man Ruhe - ich komme gerade von einer vierstündigen Diskussion mit zwei Amerikanern und einem Franzosen zu einem thematischen Spannungsbogen von: "Wird die EU einmal zum europäischen Pendant der USA?" bis zu "Können Schwarze Löcher als Energiequelle genutzt werden?" Lockeres Post-Exam-Geplauder also. Und dabei habe ich noch nicht einmal gegessen.

Werde ich jetzt aber tun - spätsommerliches Wetter lädt auch zu einem Spaziergang ein. Ich entschuldige mich also für dieses uninspirierte Posting, das nur der Information dient - und wünsche allerseits einen schönen Tag!

PS: Am Wochenende steht die nächste Reise an - da sollte es wieder Bilderln geben, so alles klappt.

Sonntag, 2. November 2008

Der erste Prüfungstag

Heute absolvierte ich die erste Hälfte meiner Mid-Term Exams zum Abschluss des Levels B. Das Thema war "Ting Shuo", also "Hören & Sprechen".

Ting: "Huach zua!"
Und so war es auch. Im ersten Teil durften wir uns mannigfaltige Sätze, Kurzdialoge und Kurzgeschichtchen - vorgetragen von unserer Ting Shuo Professorin Ji - anhören, um anschließend Fragen dazu zu beantworten. Anfänglich war das gar nicht so dramatisch, später dann schon eher. Ich hatte ja in früheren Postings bereits der Chinesen Hang zu gutem Gedächtnis bekrittelt - dem das meine so gar nicht gerecht werden mag. Und so war es gar nicht so leicht, einen etwa einminütigen Text, den man zweimal hören durfte, zunächst zu verstehen und sich dann zu merken - um erst anschließend die Fragen dazu gestellt zu bekommen - natürlich auch ohne schriftliche Gedächtnisstütze. Dies war wesentlich anspruchsvoller als erwartet, aber ich glaube, ich habe mich recht gut geschlagen.

Shuo: "Sprich!"
Die Überraschung des Tages war dann der "Shuo"-Teil, also das Sprechen. Denn bisher beeindruckte ich meine Umgebung durch orales Chinesisch vom Typ "Flüssig wie Sahara-Sand" - ein Gestocke, -stammle und -stottere, dass einem das Grausen kommen könnte. Doch trotz durchaus nennenswerter Nervosität, habe ich tatsächlich im zweiminütigen Einzelgespräch mit Ji Laoshi (das heißt übrigens "Lehrerin Ji") flüssig, locker und durchaus relaxed geplaudert. Auf Chinesisch, bitteschön. So richtig echt.

Nun hatte ich Glück und bekam mein Lieblingsthema ("Sprich über dich selbst!") - und wir konnten bereits im voraus fünf Themen vorbereiten. Trotzdem war ich erstaunt, wie gut das lief. Nach immer wiederkehrenden Zweifeln, Rückschlägen und auch Beweisen, wie wenig ich eigentlich noch kann, tut es wirklich gut, zu bemerken, dass ich Fortschritte mache. Denn ein Kurz-Monolog wie der heutige wäre mir noch vor zwei Monaten vollkommen unmöglich gewesen.

Heute lief's gut - aber morgen ist ja auch noch ein Tag
Nun habe ich also jenen Prüfungstag hinter mir, vor dem mir am meisten graute, und er lief unerwartet gut. Vermutlich versage ich dafür morgen, beim "Du Xie" ("Lesen und Schreiben"), wo normalerweise meine Stärke liegt. Aber das ist mir momentan egal - jetzt gönne ich mir erstmal einen Kaffee, der hierzulande leiwanderweise nach Schokolade schmeckt. Zur Belohnung. Wofür auch immer.

Samstag, 1. November 2008

Ein Lied! Ein Lied!

Es ist ja wirklich kaum zu glauben, wie schwierig es ist, eine läppische Minute lang ein bisschen etwas zu einem simplen Thema auf Chinesisch zu erzählen. Genau das versuche ich nämlich gerade. Man gab uns fünf Themen, zu welchen wir imstande sein sollten, etwa ein bis zwei Minuten lang mehr oder weniger frei zu sprechen. Wir dürfen den poetischen Monolog also sogar vorbereiten. Dennoch muss ich gestehen, dass es dem berühmten Fass die Krone in des Glückes Schmied schlagen würde, könnte es mein jämmerliches Gestammel hören. Glücklicherweise haben meines Wissens weder Fässer noch Wände Ohren, und so muss nur ich mit der beeindruckend niedrigen Qualität meiner Mini-Monologe leben.

Aber nun zu etwas ganz anderem: Ich schrieb ein Lied.

Das ist ja wirklich nichts Besonderes. Vor allem, da ich an dieser Stelle (oder eigentlich etwas weiter unten) bereits bloggte, dass ich dieses tat. Ich schrob dieses Werk ja bereits letzte Woche in den Gärten von Kunshan, in einer friedlichen Umgebung und einem jener angenehmen Momente, in welchen man sich ausgesprochen zufrieden und ruhig fühlt. Man wünscht sich dann bisweilen (oder zumindest tue ich das), dass diese Momente länger andauern würden, ja, im Idealfall vielleicht gar nicht mehr aufhören mögen. Da ich allerdings ein ausgesprochenes Naturtalent im Nerverln bin, bleibt ein solcher endloser Moment des In-sich-Ruhens in diesem meinem momentan eher niedrigen Niveau der Erleuchtung ein frommer Wunsch.

Wie dem auch sei, zum diesem Thema schrabste ich eben ein Liedlein - nicht ganz unkitschig, nicht völlig fernab jeglicher Klischees, eigentlich nicht einmal besonders gut. Aber aus irgendeinem Grund habe ich das Bedürfnis, es hier zu posten. Vermutlich, weil es das erste Lied ist, das ich in China geschruberte - und das ist mir einen Eintrag wert.

Wohlan ... *mimimiiiiiii*

"In the Gardens of China"

*räusper*

In the gardens of China,
where mountains meet people,
Longjin leaves floating,
my glass is too small.

The rain drops in water
diluting each other.
A granny's grand-daughter
shows proudly her work.

Moments of crystal
revealed in stone gardens.
I feel how a calm tries
to focus on me.

I wish I could catch it
and hold it forever.
But this is the secret:
It won't stay for long.

Some moments are perfect,
but many are wasted;
if seen with the eyes,
not felt with the heart.

*rahümpf*

Jo. So zirka halt.

Ich geh' jetzt duschen.