Dienstag, 21. April 2009

Go West in Pictures - III: Provinz Shaanxi

Am Tag vor meiner dreitägigen, großen Prüfungsveranstaltung habe ich natürlich nix besseres zu tun als zu posten.

Aber was soll ich tun? Das Zimmer ist blitzblank, sämtliche Formulare und Dokumente neu geordnet und das Studentenheim mit dem Zahnbürstel neu verputzt ... wenn ich jetzt nicht poste, müsste ich ja lernen - und das wollen wir doch alle nicht.

Also widme ich mich hiermit Provinz Nummer 3: Shaanxi.

Wir erinnern uns: das ist die, die was Xi'an mittendrinnen hat, deren Hauptattraktion wiederum unglaubliche Menschenmassen zu sein scheinen. Daher bilden diese auch irgendwie einen gewissen Schwerpunkt meiner Bebilderung, auch wenn die schiere Flut an Sehenswürdigkeiten mich zwingt, noch mehr Fotos als sonst hochzuladen. War mühsam genug, über 200 Stück auf gerade einmal ein gutes Zehntel zu reduzieren.

Gehen wir es also an.

Reist man von Henan nach Shaanxi, wird es langsam immer trockener und immer bergiger. Ansonsten verändert sich nicht allzu viel. Auch in Shaanxi sind Wohnhöhlen omnipräsent. Und ebenso die blöden Bäume davor.

Allerdings sind die Panoramen durchaus vielfältig. Manchmal wirkt die Landschaft geradezu lieblich - und beweist, dass es hier durchaus noch recht grün sein kann.

Um die Fahrkarte für die Weiterfahrt zu erstehen, begebe ich mich nach Ankunft in Xi'an in die heimelige Atmosphäre der Tickethalle. Anbei einige der 30 Schalter inklusive eines kleinen Ausschnitts der hoffnungsfrohen potenziellen Fahrgäste.

Für die Schlange vor der Busstation zur Terracotta-Armee hätte nicht einmal ein Birdseye-Objektiv ausgereicht. Hier ein kleines Stückerl davon, das bereits bis an die Stadtmauer heranreicht ... Grund genug für mich, mir zunächst Xi'ans zentralere Sehenswürdigkeiten zu Gemüte zu führen.

Genau im Zentrum der nach klassisch-chinesischem Grundriss rechteckig nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichteten Stadt befindet sich ein großer Platz mit dem Glocken- und dem etwas kleineren Trommelturm aus dem 14. Jahrhundert. Hier der Blick vom einen zum anderen.

Der Trommelturm heißt so zweng der Trommeln, die sich darin und darauf befinden. Früher wurden nämlich des Nachts die Stunden durch Trommelschläge, des Tags durch Glockengeläut angezeigt. Heute bevorzugt man in China eher ein Zeitkontinuum, markiert durch zarte Straßenverkehrs- und Baustellenklänge.

Die Chinesen haben übrigens überhaupt keinen Humor. Nach meinem Besuch am Trommelturm mit seinen Trommeln hoffte ich insgeheim, im Glockenturm auf eine Sammlung an E-Gitarren zu treffen - oder gar Murmeltiermodelle aus Plastilin. Doch was ich dort fand, waren antike Glocken. Wie vorhersehbar ...

Die unmittelbare Umgebung des Glockenturms gestaltet sich gar blümelig ...

... neben dem Trommelturm hingegen findet man das Muslimenviertel mit seinen Märkten und seinem bunten Treiben. Wobei festzuhalten ist, dass man dort vor lauter buntem Treiben zumeist weder eben erwähnte Waren noch überhaupt das Viertel selbst erblickt.

In den Seitengasseln geht es allerdings etwas ruhiger zu - dort kann man manchmal sogar Künstlern bei der Arbeit zusehen.

Im Muslimenviertel versteckt sich eine weitere Sehenswürdigkeit: die große Moschee. Sie sieht auch nicht viel anders aus als ein buddhistischer Tempel - allerdings verrät eine muntere Häufung an Hui-Chinesen, dass man sich an einem muslimischen Ort befindet.

Wieder ein bissl was Kitschiges für die Susy und den Papa - denn auch in der Moschee blümt es auf Teufel-komm-raus.

Nach all diesem Sightseeing bleibt noch Zeit für einen entspannenden Bummel auf Xi'ans praktisch menschenfreien Einkaufsstraßen ...

... oder vielleicht doch eher einen ruhiger Abend mit einem guten Buch und frischem Zuckerrohr.

Am nächsten Tag gibt es etwas ruhigere Momente im taoistischen "Tempel der acht Unsterblichen" ...

... oder bei der berühmten Großen Wildganspagode aus dem Jahr 648 n. Chr.

... wobei man in dieser faszinierenden Anlage doch wieder nicht mehr ganz so einsam ist.

Immerhin fand dieser Herr ein Stückerl unbemannte Straße für seine Wasserkalligraphie.

Im Stelenmuseum schließlich kann man uralte Texte auf unendlich vielen Steinstelen bewundern. Oder auch von einer davon ein "Stone Rubbing" anfertigen lassen und mitnehmen.

Und dann endlich war es soweit, dass ich zur berühmten Terracotta-Armee aufbrechen konnte. Die - wie hier ersichtlich - in Xi'an omnipräsent ist und auch stets mit dem nötigen Respekt fern jeglicher Kommerzialisierung behandelt wird.

So schaut sie live aus. Erst ein kleiner Teil davon ist von den Archäologen freigelegt - doch auch so kann man über 6.000 dieser lebensgroßen Tonfiguren bewundern.

Jeder einzelne der 2.000 Jahre alten Gatschsoldaten hat individuelle Gesichtszüge und Körpermerkmale.

Ich beschließe meinen Aufenthalt in Xi'an mit einer Radtour auf der 18 Meter breiten, zwölf Meter hohen und 14 Kilometer langen Stadtmauer.

Eine großartige Möglichkeit, die Stadt von oben kennenzulernen. Prächtige Ausblicke auf die Mauer selbst und architektonisch interessante Bauten bieten sich hier ...

... ebenso wie Bezirke, die dem Motto "Schöner Wohnen" völlig neue Dimensionen verleihen. Aber mit einem Staubsauger und ein bisserl Farbe würde das sicher gleich viel netter aussehen.

Unser heutiges Filmchen bietet zum Abschluss noch einen kleinen Einblick in zuvor erwähntes buntes Treiben im Muslimviertel:

Jetzt wird sich dann ein wenig Lernen wohl doch nicht ganz vermeiden lassen - und ich melde mich mit meinem vorletzten Foto-Posting über die Provinz Gansu sobald die Prüfung überstanden ist!

Habidehre ...

3 Kommentare:

rudolfottokar hat gesagt…

zurecht, mein sohn, zurecht hast viele büderln reingestellt. eins besser als da andere. na das wird eine session wennst wieder da bist mit den restlichen 3.476. hoffentlich hast alle gut gespeichert!
(gut find ich auch das akustische "ÄÄÄÄ-ÄÄÄÄ" bei dem filmchen...;-))

Etosha hat gesagt…

Jö! Bluuumis! Für mich! (Und für Papa, jajaaa, ich weiß schon.) *froi* :) Und so hübsche auch noch!

Schöne, schöne Ausblicke, Einblicke und Eindrücke! Das Stadtmauer-Bild hat wieder diese besonderen "Ich bin wirklich dort"-Vibes. Also, die "Du bist wirklich dort"-Vibes, die du im nachhinein... oder vielleicht doch niemals... Ach, das kann man nicht gut erklären. Telefonisch bessa. ;)

Diese Terracotta-Armee ist ja ein WAHNSINN, wer MACHT denn sowas? Echt stark!
Und diese Menschenmassen! Ich hab ja xagt, ich würd das vermutlich net aushalten. Jetzt, nach den Fotos, bin ich ganz sicher.

Das Filmchen ist auch wieder sehr leiwand. Das liefert immer die ganz besondere Ergänzung zu den Bildern!

Falls ich das gestern vergessen haben sollte: Viel Glück und viel entspanntes Herangehen für die Prüfung wünsch ich dir!

ClemmieInChina hat gesagt…

@rudolfottokar: deine fotoanzahlschätzung ist ziemlich nahe an der wahrheit, also ... fürchtet euch!! ]:D.
und das von dir erwähnte "ÄÄÄÄ-ÄÄÄÄÄ" fällt auf dieser aufnahme nur deshalb immer noch vergleichsweise zahm aus, weil es sich um eine fußgängerzone handelte, wo fahrzeuge aller art (inklusive fahrräder) theoretisch verboten sind. ];)

@toshi: na, nachdem du dich so über die blumis freust, sind sie hiermit ganz alleine für dich *g*. auch, weil ich ja stets für schlei ... für nette komplimente offen bin ]:D. aber ernsthaft - für so detailierte ausführungen und so viel lob sind ein paar blümchen das mindeste an dank-zeigung (großartiges wort).