Für dieses habe ich die Provinzen Gansu und Qinghai zusammengelegt. Warum weiß ich nicht mehr. Als ich mich dazu entschlossen hatte, machte es noch irgendwie Sinn, aber mittlerweile habe ich das erfolgreich verschwitzt. Jetzt sind die Fotos schon mal hochgeladen, also müssen wir alle eben damit leben.
Lasset uns gleich beginnen.
Da ich ja nur zwei Nächte bleibe, checke ich gleich ins nächstbeste Hotel am Bahnhof ein. Das Gewicht des Rucksacks des fröhlichen Reisenden ist mittlerweile aufgrund diverser, herrlich sinnloser Einkäufe bereits in die Dimensionen eines familienfreundlichen Kleinwagens vorgestoßen, daher bin ich froh, es möglichst schnell abwerfen zu können.
Lanzhou ist jene Stadt, von deren Besuch die Reiseführer üblicherweise abraten. Dabei ist alleine die unwirkliche Lage, eingezwickt in ein enges Tal am Hoangho (Gelber Fluss), meiner Meinung nach absolut sehenswert.
Wenn's wo trocken is, kriegt ma an Durscht. Und da das auch für Pflanzen gilt, sind die meisten Hügel um Lanzhou von Bewässerungssystemen in Form von Wasserterrassen und Kanälchen durchzogen, die eine auffällige Ähnlichkeit mit den hiesigen Klos aufweisen.
Eine der wenigen klassischen Sehenswürdigkeiten Lanzhous ist der Fünf-Quellen-Berg mit seinen Tempel- und Parkanlagen. Sehr hübsch, wenn auch unbequemerweise recht vertikal.
In einem der Parks stieß ich auf diesen freundlichen ZZ-Top-Fan, der seinen Lebensunterhalt offenbar mit Freiluft-Akupunktur verdient.
Da ich Hirni postingtechnisch zwei Provinzen zusammengelegt habe, muss ich mich einschränken. Somit ist anbei bereits das Foto der Weiterfahrt nach Qinghai zu bewundern. Die letzte Provinz meiner Reise ist gleichzeitig die ärmste und trockenste. Die Siedlungen werden hier immer niedriger und ärmlicher, entbehren aber nicht einer gewissen Ästhetik.
Xinings Atmosphäre ist mit keiner anderen chinesischen Stadt vergleichbar, die ich bisher besucht habe. Selbst das moderne Zentrum wirkt nicht zuletzt aufgrund der gleißenden Höhensonne und des tiefblauen Himmels irgendwie wesentlich weiter und offener als gewohnt.
Eine Viertelstunde Spaziergang vom Zentrum entfernt beginnen bereits die Vororte, deren Bewohner bei aller Bescheidenheit doch größten Wert auf wohlgeschmückte Haustüren legen.
Die Felder der Umgebung bestechen nicht gerade durch übermäßige Saftigkeit.
Dafür bringt das bunte Nationalitätengemisch dieser Stadt reichlich Farbe ins Straßenbild. Seien es bummelnde Tibeter auf einem Parkplatz ...
... oder spazierende Hui vor der Großen Moschee.
Eine zurzeit noch recht zerfallene, sich aber bereits in heftigster Renovierung befindliche Tempelanlage ist der Bei Chan Si - mit seiner halsbrecherischen Lage mitten in einer vertikalen Felswand.
Vor seinen Toren kann man sich wie üblich mit Räucherstäbchen eindecken ...
... auch wenn angesichts des Eingangs meiner Meinung nach isotonische Getränke und schnellwirkende Anabolika sinnreicher wären.
Um die oberen Regionen der Anlage zu erkunden empfiehlt es sich, neben tiefgläubig auch schwindelfrei zu sein.
Gröbere Felsspalten und Abbrüche werden zum Glück durch vertrauenserweckende Stege überbrückt.
Man muss anerkennen: Die Chinesen schaffen es sogar, auf dem einsamsten und weitesten Hochplateau größtmöglichen Platzmangel zu simulieren, indem sie Bauwerke einfach in winzige Felshöhlen quetschen.
Diese bieten dann auch eine gewisse, wenn auch etwas gruselige, Gemütlichkeit ...
... wobei aber heilige, taoistische Gemälde dem Verzagten stets Trost und Ruhe spenden.
Von hier oben ist der Ausblick auf die Stadt allerdings unglaublich.
Der Hauptgrund für einen Aufenthalt in Xining ist für die meisten Touristen das nahe Kloster Kumbum, Geburtsort des Gründers der tibetischen Yellow Hat Sekte und nicht zuletzt deshalb eines der sechs großen Klöster des tibetischen Buddhismus.
Es ist übrigens wirklich groß. An jeder Ecke rennen Mönche herum, und überall stinkt's nach Räucherstäbchen und ranziger Yak-Butter. Letzteres vorwiegend wegen der berühmten Butter-Skulpturen, die man dort bewundern, allerdings nicht fotografieren kann.
Die Tempel des Klosters sind ganz anders als die chinesischen, die ich bisher sah: viel Holz, alles sehr eng und dunkel - und das tibetische Element ist in der gesamten Anlage nicht zu verleugnen.
Unser heutiges Abschlussfilmlein zeigt noch einen Ausschnitt der im betreffenden Posting erwähnten Open-Air-Amateurdarbietung einer chinesischen Oper - mit den coolsten Seniorenmusikern seit Buena Vista Social Club.
Das letzte Posting dieser Serie wird sich meinem großen Endziel widmen: dem Koko Nor und seiner Umgebung, um dies auch gebührend zu illustrieren.