Sonntag, 29. März 2009

Go West - IIa: Haeusel, Revisited

Das Nachtleben in Bozhou hat nur ein einziges Problem: Es gibt keins. Das heisst ... doch - die hiesige Jugend trifft sich offenbar im Internetcafe, also: 入乡随俗 ("Gehst du nach Rom, benimm Dich wie eine Pizza" ... oder so aehnlich). Hier sitze ich also und schreibe schon wieder ein Posting. Und was fuer eines. Naemlich: Toilette die zweite!

Jaja, ich weiss eh, das bekommt hier irgendwie langsam einen faekal-fixierten Charakter - aber wenigstens kann man mir nicht nachsagen, ich waere zu elitaer in meiner Themenauswahl.

Es ist naemlich so, dass mich meine Mitreisenden im Zug zum ersten Mal richtig wahrnahmen, als ich durch den Waggon ging. (Und da kam ich halt gerade von der Toilette, also diesmal eh nicht so ungustig.) Bei dieser Gelegenheit war ich zum ersten Mal der bunte Hund - man winkte, lachte, grinste ... und mir war das zwar ein bisschen peinlich, aber andererseits ist das doch sehr nett, also laechelte ich zurueck, machte meine chinesischen Mitmenschen links und rechts mit einem zugerufenen "Hello!" gluecklich und war auch sonst recht leutselig.

Als ich gegen Ende der Fahrt das Klo erneut aufsuchte, wurde mir allerdings schlagartig bewusst, dass die viele Aufmerksamkeit wohl weniger auf meine fremde Herkunft oder gar mein gewinnendes Aeusseres zurueckzufuehren war, sondern vermutlich eher auf die Tatsache, dass durch mein sperrangelweit offenes Hosentuerl meterlang mein T-Shirt in den Raum wehte - und zur aesthetischen Abrundung noch der Guertel im Takt meiner Schritte ebenso offen wie prominent in der Gegend herumwedelte.

Ja, bei mir muss es natuerlich gleich die Koenigsdisziplin mangelhafter Post-Toiletten-Adjustierung sein. Ein simples offenes Hosentuerl waere viel zu profan.

Eine laessig in den Raum geworfene Erklaerung in Richtung: "Das traegt man in Europa grad so" verwarf ich mangels Glaubwuerdigkeit, und entschied mich stattdessen dafuer, ob des sich nicht und nicht auftun wollenden Bodens lieber vor Scham in meinem (harten) Sitz zu versinken.

Zumindest hatte ich heute frueh nicht die Winnie-the-Puh-Boxershort zur Unterhose meiner Wahl bestimmt.

6 Kommentare:

rudolfottokar hat gesagt…

...hab ich ja gar nicht gerechnet!
(am besten du verwendest ab jetzt so eine trainigshose ohne hosenschlitz)
aber so hinterwäldlerisch kann es da nicht sein, wennst immer ein internetcafe findest;-)
viel spaß noch.

_mathilda_ hat gesagt…

*prust* Was du nicht alles tust, um mich zu widerlegen... Ich hab herzlich gelacht, und mich selber irgendwie wiedererkannt, wenngleich ich dererlei nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln zu zebrlieren pflege (hauptsächlich wegen mangelnder Nutzung ebenjener). Solltest du dich mal steigern wollen: Langer Rock in Strumpfhose so eingeklemmt, dass er hinten nicht mal mehr bis zu den Knien geht, ist auch sehr lustig ;)

ClemmieInChina hat gesagt…

also, hinterwaeldlerischkeit schliesst in china keineswegs internet-cafes aus ];). Allerdings bitte nicht falsch zu verstehen: bozhou ist schon ein staedtchen, kein dorf - und schon gar keines von jenen wirklich bitterarmen doerfern, in denen die menschen ohne strom und wasser und praktisch abgeschnitten von der aussenwelt leben. es ist lediglich noch nicht verwestlicht - daher keine wolkenkratzer, bars oder clubs. karaoke und internetcafes gibts allerdings schon - das ist "traditionell" chinesische abendunterhaltung ]=).

ClemmieInChina hat gesagt…

... und mathilde: das mit dem rock merk ich mir. ich trag aber keine strumpfhosen ]:D.

_mathilda_ hat gesagt…

uuuups, ich korrigeire: zebrlieren = zelebrieren. Da war wohl mein zerebraler Kortex kurz außer Funktion ;)

Und, Clemens, Strumpfhose ist keine Voraussetzung, vorausgesetzt, frau trägt Unterwäsche :D Ob der Rocksaum sich nun mit Strumpfhosenbund oder mit Unterhosenabschluss verbrüdert, ist quasi Jacke wie Hose ;)

ClemmieInChina hat gesagt…

... und da hatte ich mit einer aetzenden Bemerkung in Richtung Rocktragen bei Maennern gerechnet ]:).