Sonntag, 16. November 2008

Birthday reviewed

Bis nach China muss man also gehen, um zum Geburtstag die durch besonders frühes Geboren-worden-Sein redlich verdiente Anerkennung zu bekommen.

Denn rückblickend stelle ich mit zarter Verwunderung fest, dass mich nie zuvor so viele Geburtstagsglückwünsche ereilten und ich auch noch nie zuvor so intensiv befeiert wurde wie diesmal, zu meinem Dreiunddreißiger. Seitens meiner österreichischen Freunde führe ich das auf die aktuell vorherrschende große Sicherheitsdistanz zurück - und auf die Tatsache, dass manche vielleicht glauben, mich mit einer Flut an Zuwendung dazu bewegen zu können, hier in China zu bleiben. Aber ich bin unbestechlich - und komme sicher wieder zurück. So weit kommt's noch.

Was, aber ach, geschah denn so alles?

Was, bitteschön, mach' ich mit soviel Glück?
Zunächst ereilten mich wie gesagt zahlreiche Glückwünsche. Dafür sei Dank Euch allen da draußen ausgesprochen.
Meine liebe Freundin S.- (bloggt hier) schaffte es sogar, mir ein virtuelles Geschenk zukommen zu lassen. Eine Collage, die nur meine schönsten Seiten zeigt:


Doch das ist noch nicht alles - darüber hinaus bekam ich noch eine wunderschöne virtuelle Kalligraphie:

Auch damit noch nicht genug, gelang Frau S.- sogar eine ausgesprochen kompetente Übersetzung des hier geschriebenen Textes . Ich darf zitieren:

"Das hier hab' ich auch gefunden. Fand sich unter dem Titel 'Friends come from
far away', wie passend, dacht' ich mir da. Vermutlich steht da aber sowas
wie: Landmaschinen begleiten Arbeit (unleserlich) niemals (von) Osten
weil Sonnenschein(?) da Freunde. Gezeichnet: Kraxdimurx. *gg*"

Vielen Dank für all die Mühe, ich bin gerührt, dass es mich schüttelt :).

Der Mittags-Marathon

Des Freitags gab es ein weiteres, allerdings nicht Geburtstags-bezogenes Happening: Seit etwa zwei Jahren habe ich die Ehre, eine liebe E-Mail-Freundin aus Singapur mein eigen zu nennen. Reger virtueller Briefwechsel belastete das Internet - persönliche Meetings waren wegen der Distanz bislang leider nicht möglich.

Nun stellte sich aber heraus, dass die Dame tatsächlich Shanghaiischer Abstammung ist und zurzeit in ihrer Heimatstadt bei Verwandten weilt. So trafen wir uns gleich nach meiner Vorlesung um 12 Uhr Mittags zu einem kleinen Essen. Muttern war auch da, also wurde etwas ausführlicher gegessen - und dann schauten auch noch diverse Verwandte vorbei, folglich wurde das Essen noch um ein Quentchen detailreicher.

Im Nu war ich als einziger Nicht-Chinese homogen in den Familienkreis integriert - Kinder krabbelten auf mir herum, Essen wurde mir auf jede erdenkliche Weise von allen Seiten zugeführt, und ich lernte einen typischen chinesischen Haushalt von innen, außen und eigentlich jeder sonstigen möglichen Seite kennen. Und so begab es sich, dass ich mich um 21 Uhr vom wohl ausgiebigsten Mittagessen meines Lebens schweren Herzens und Magens verabschiedete (Fotos folgen).


Nationen-Chaos feiert Geburtstag
Klar, dass ich nach diesem Kalorien-Marathon dachte, ich würde nie wieder feste Nahrung zu mir nehmen.
Weit gefehlt.
Denn gestern überfiel man mich rücklings mit einer Party.

Ich war ja schon vor einer Woche über meinen asozialen Schatten gesprungen und habe für die lieben Klassenkollegen einen kleinen Ausgeh-Abend organisiert. Die Schweine fanden dann irgendwie heraus, dass mein Geburtstag in der selben Woche stattfinden würde, und wandelten in Folge die formlose Zusammenkunft hinterhältig in eine Geburtstagsfeier um.

So fand ich mich unversehens in einem Geheimtipp von Sichuan-Lokal (Anm. v. Autor: Dank an Linan), in einem jener typischen chinesischen Hinterzimmer, die trotz leicht klaustrophobischer Anmutung als der Inbegriff hiesiger Gemütlichkeit angesehen werden, wurde begeburtstagssungen und mit zwei Torten, Glückwünschen und sogar Geschenken geradezu beschämt.

Danach ging es noch gemeinsam weiter in meine Lieblingsbar. Wohlinformiert wie ich nun mal bin, fand dort allerdings gestern nicht das gewohnte, bunte Musikgemisch statt, sondern ein mexikanischer Salsa-Abend inklusive Live-Band. Das ist nun nicht gerade meine Spezialität und Vorliebe, aber die fröhliche Kapelle war hervorragend, unsere zwei spanischen Damen freuten sich - und so ließ man sich allgemein zu ein paar spontanen Latino-Tanzstunden hinreißen.

Ich darf abschließend ein paar Fotos präsentieren - und muss zugeben, dass so ein im großen Rahmen gefeierter Geburtstag - obwohl ein bisschen peinlich - doch auch irgendwie schön ist.


Gestochen scharf präsentieren sich hier die geschätzten TeilnehmerInnen im Lokal zum "Kleinen Himmelsreich" aus den Ländern Malaysia, Singapur, China, Türkei, USA, Spanien, Südkorea, Dänemark, Frankreich und Österreich.
Stehend (vlnr.): Chua, Fatih, Tan, ich, Anna, Isabel, John, Irene
Sitzend : Linan, Shuxing, Mikyeong, Julie und Isas Freundin, deren Namen ich leider vergaß
Später stießen noch Patrick und Julien zu uns.

Hier noch einmal ausgewählte Vertreter beim Demonstrieren des Gruppenfotos vom Typ "ausgelassene chinesische Gesellschaft mit Schalk im Nacken" (mit Ausnahme von Mikyeong, die - dem Experten sofort ersichtlich - die um 90° abweichende koreanische Variante demonstriert).

Zum Essen gab's Sichuan-Spezialitäten - mein Lieblings-Fraß, weil scharf und gut. Dies ist natürlich nur ein kleiner Teil dessen, was mit freundlicher Hilfe der chinesischen TeilnehmerInnen aufgefahren wurde.

Auf der ausgesprochen kunstvollen Torte erkennt man's dank Überbelichtung vielleicht nicht so gut, aber tatsächlich behaupten böse Zungen, ich hätte auch selbst eine gewisse optische Ähnlichkeit mit meinem chinesischen Sternzeichen. Das ist natürlich völlig aus der Luft gegriffen.

Nach ohne gröbere Folgeschäden absolvierter Völlerei verlagerte sich die Party ins Stadtzentrum. Hier mit zwei meiner besten Freunde Chua und Linan im "Mural".

Der Abend war geprägt von hoher ethnischer Geradlinigkeit: Hier der Malaye Tan und der Franzose Julien beim Rauchen einer türkischen Shisha im Rahmen des mexikanischen Salsa-Abends in der Spanisch-Indischen Bar "Mural" anlässlich des Geburtstags eines Österreichers in China.

11 Kommentare:

rudolfottokar hat gesagt…

na bitte, da bin ich ja beruhigt. dachte schon du sitzt an deinem geburtstag alan und valosn...und das bilettl is auch in den weiten chinas verschollen.
schaut ganz so aus als wärs ziemlich viel hetz gewesen.
fein!
ridishi passt irgendwie...

Anonym hat gesagt…

der Rudolf hat Recht, ich bin auch beruhigt, hatte auch schon Angst... :-P - g´freit mi, dass´d einen Koarl g´habt hast, sowas muss manchmal sein, speziell wenn man sonst durchaus gefordert ist... ;-) - hatte dieses WE auch eine Menge Halligalli (Fledermaus, Ziaga usw) - soll heißen, ich hab´an dich gedacht... :-))) - jaja!!!

*dentabl* klingt irgendwie net so passend... ;-)))

_mathilda_ hat gesagt…

Na, da hast du in China aber Eindruck hinterlassen :) Ist auch gut so, wenn du deine österreichischen Freunde so vergrätzt :D Die werden dir einen Empfang bereiten...

etosha, ich bin begeistert!

ClemmieInChina hat gesagt…

@Rudi & Nikerl:
Na, und ICH war erst beruhigt! Ich hätte nämlich auch an so einen alanigen und valosenen abend gedacht; und obwohl ich der einsamkeit an sich prinzipiell aufgeschlossen und freundschaftlich gegenüberstehe ("I mog kane Leit, i mog liaba Soch'n"), war's so schon irgendwie lustiger.

@mathilda:
ich vergrätze meine österreichischen freunde? o.O eiwarumdennwiesodennweshalbdenn?

Anonym hat gesagt…

Man ist hierzulande ja auch viel rücksichtsvoller. Sagst du, du willst keine Torte, kriegst du auch keine.
Dorten in China ticken die Tarten offenbar anders: Da wird einfach gebacken und gekocht und der Geburtstagschines vor vollendete Tatsachen gestellt.

Voriges Jahr hat man dich auch urrrdentlich befeiert, und das ganz ohne Sicherheitsdistanz. Wobei ich persönlich bei beiden Festen in etwa den gleichen Anteil an mir Unbekannten gesichtet habe. ;D

Würde ich in meinen Zuwendungsfluten die Gefahr wittern, dass du darob der Heimat länger fernbleibst als geplant, hätte ich sie im übrigen schon längst eingestellt.

ClemmieInChina hat gesagt…

Ui, stimmt ja! letztes Jahr wurde auch viel gefeiert! hab ich jetzt irgendwie mit den vorigen Jahren verwechselt. Bitte um Entschuldigung - wird immer wieder mal vorkommen, ist aber nie bös gemeint %-).

_mathilda_ hat gesagt…

Clemens, ich befürchte, meine Ironie ist irgendwo über Kasachstan verpufft. Ich werd ihr nächstes Mal mehr Drive mitgeben, damit sie auch bis Shanghai durchkommt. Dieser verdammte Luftwiderstand ;) Auf alle Fälle wars scherzhaft gemeint.

ClemmieInChina hat gesagt…

@mathilda: und meine ist scheinbar an der gleichen stelle hängen geblieben ... auch meins war ironisch ;).

_mathilda_ hat gesagt…

Die sind da wohl zusammengestossen und singen jetzt französische Chansons auf einem japanischen Klein-LKW, wenns nach dem Captcha geht: canter ;) (für den ersten Teil der Vermutung spendiere ich ein h).

vronella hat gesagt…

voriges jahr wurde gefeiert? was hamma da g'macht? ajaaaa ich erinner mich da irgendwie dunkel an unmengen cider. mir ist gleich wieder schlecht :(

ClemmieInChina hat gesagt…

ich kann mich noch erinnern, dass ich hauptsächlich damit beschäftigt war, zwischen den unterschiedlichen a priori eher inkompatiblen freundesgruppen hin und her zu flitzen und groß gastgeber zu spielen ... bissl stressig, aber lustig war's *g*.