Samstag, 30. Mai 2009

Wir unterbrechen dieses Blog für eine wichtige Durchsage

Man trug mir zu, man wüsste nicht, was ich in letzter Zeit eigentlich so triebe. Man artikulierte die Befürchtung, ich würde nichts mehr unternehmen. Ja, man erdreistete sich gar der Feststellung, ich würde prokrastinieren!

Daher:

"Was sich so tat in den letzten Tagen"

(langweilig durchnummeriert, ohne meine patentierte Aufzählmethodik)

1. besuchte die "Mini Expo", eine Veranstaltung der Fudan Uni, die den Studenten die Möglichkeit gab, ihre Länder zu präsentieren. Fand dort einen Burundier, der in einem Kasachenzelt mongolisches Pferdefleisch aß, einen Saudiarabier, der mit einem Nordkoreaner von einer Malayin fotografiert wurde - sowie einige Österreicher in Lederhosen und mit "Spatzi"-Lebkuchenherzen, die ich noch nie zuvor gesehen habe. (Geistige Notiz: Hiesige Österreicher-Vermeidungsstrategie ausgesprochen erfolgreich!)
Großartige, ja, sensationelle Fotos vorhanden, aber leider unmöglich zu posten.

2. Organisierte einen Klassenabend in einer koreanischen Bar. Fand heraus, dass Ukrainisch dem Russischen doch recht unähnlich ist. Außerdem, dass mein Klassenkollege Ichikawa sowohl Physik studiert hat als auch auf Hardrock steht. Ebenso nun empirisch nachgewiesen: Schwerkraft in China nach wie vor reichlich vorhanden. (Schade um die gute Pizza.)

3. Genoss wöchentliche, Kreuz-brechende Massagen. Sorgte gleichzeitig für angemessene Akzent-Verwirrung dank Small-Talk mit Massage-Spezialisten aus vier verschiedenen Provinzen.

4. Traf eventuelle neue Sprachpartnerin in einer Hotel-Lobby und erledigte somit ganz unerwarteter Weise die Aufgabe für die gesamte Woche. Etablierte, dass der Dialekt im Norden Anhuis recht französisch klingt.

5. Sah eine hervorragende Antarktis-Dokumentation mit David Attenborough. (Koreanische Untertitel vorhanden.)

6. Absolvierte einen Karaoke-Abend mit meinen österreichisch-chinesischen Freunden Lao Ma, Steffie und Mathias, der überraschend in meine erste Live-Beatboxing-Erfahrung mündete (Video vorhanden). Erkenntnis: "Wir brauchen a Gitarr'! Des geht net, dass mir dauernd nur a Dschinderrassa-Bumm ins Mikro plärren!"
Außerdem: schlecht gebeatboxte Snare-Drum klingt schnell wie besonders saftige Blähungen und sorgt so für unbändige Heiterkeit. (Geistige Notiz: Bei Gelegenheit erwachsen werden.)
Merke weiters: "dumpfbacken" als Übersetzung für "beatboxing" lustig, aber unpassend.

7. Genoss den neuen Star Trek Film im Kino. (Erstaunlich gut!)

8. Verbrachte das Drachenboot-Fest gemeinsam mit ein paar Klassenkollegen in der Innenstadt auf der Suche nach Drachenbooten. Fanden keine. Dafür massenweise Stink-Tofu und entzückendes Altstadtviertel sowie schönen Garten. Fotografierten dickes Weiblein in rosa Pyjama beim hingebungsvollen Nasebohren. (Bildmaterial auf Anfrage erhältlich.)

9. Besuchte das Städtchen Jiaxing und entdeckte dort entzückendes Water Village - völlig ohne Touristen und Keiler. Spielte in dortiger Bar mit einem Einheimischen den sinnreichen Playstation-Heuler "Nazi Zombies" sowie Würfelpoker. Musste wegen verlorener Spiele sowohl 3 männliche Chinesen küssen, Walzer tanzen, auf der Straße ein Weihnachtslied singen als auch einen Affen imitieren.

10. Gab Englischunterricht in einer "School for Underprivileged Children". Bewies eindrucksvoll meinen Mangel an pädagogischen Fähigkeiten.

11. Half beim Brunnengraben in einem kleinen Dorf. (Grund: Gutes Herz und schlechtes Chinesisch-Hörverständnis. Gedankliche Notiz: Bei der nächsten Abstimmung nur dann die Hand heben, wenn auch verstanden wurde, wofür man sich gerade meldet. Oder zumindest die Außentemperatur unter 30 Grad beträgt.)

12. Umrundete zu Fuß den Jiaxinger "Nan Hu" ("südlicher See"). Gewonnene Erkenntnis: Überraschend groß.

13 Traf sehr netten Wohndeko-Vertreter aus Xinjiang, der mich dorthin zum Schafspieß-Essen einlud. (Anm.: Entfernung seiner Heimatstadt von Shanghai etwa 4.000 Kilometer.)

14. Versuch, die schmerzenden Schultern (Brunnengraben), Füße (Seeumrundung) und Gehirnzellen (Lehren unterprivilegierter Kinder) im Rahmen eines entspannenden Sonntags beim Vokabellernen zu erholen.

Und irgendwann sollte ich dann vielleicht auch noch ein bisschen was für die Uni tun. Mal sehen. Man kommt ja zu nix.

8 Kommentare:

_mathilda_ hat gesagt…

Und diese teils zwerchfellerschütternden Ereignisse hättest du uns vorenthalten, wenn du nicht mit ungeheuerlichen Unterstellungen aus der Reserve gelockt worden wärst? Ich glaub, ich bin so entsetzt, dass ich nicht nicht mehr tippen kann!

rudolfottokar hat gesagt…

schön zu lesen, dassd a botzn hetz host ;-)

Etosha hat gesagt…

Was sollen wir dir bloß bieten, wenn du wieder da bist, damit du uns nicht (wieder) davonrennst? Hier gibts nur den fasiven Alltag.

ClemmieInChina hat gesagt…

@mathilda: öhm. ja. dafür gibt's ja ungeheuerliche unterstellungen, oder? ^^

@rudolfottokar: welchen teil von "brunnen graben", "pizza fallenlassen" und "füße schmerzen" hast denn da missverstanden? ]:D

@toshi: du reichst schon *schleim* *g*. naja ... und vielleicht ein red bull. dann bleib ich ein jahr. und wennst mir zwei gibst, bleib ich sogar zwei ^^.

ClemmieInChina hat gesagt…

alltag gibts hier übrigens auch jede menge. er is nur lauter.

Anonym hat gesagt…

Fantastisch... mehr kann ich nicht sagen ;-) :-P

Etosha hat gesagt…

Wenn das so is, kauf ich ein Sixpack. Oder auch zwei. ;D

ClemmieInChina hat gesagt…

Tut mir Leid, Alltag gibt's nur en gros ]:D