Samstag, 9. Mai 2009

Ode an Xitang

Am Donnerstag, den siebten Mai im Jahr des Herrn 2009, begab es sich,
dass Lehrkraft Tan uns grob im Stiche ließ:
Ob itzumal uns unbekannter Ursach, gab an diesem Tag die Frau uns keinen Unterricht.

Ich, gram ob nicht genutzter Stund, gewohnt dem morgendlichen Fest des Geistes da zu frönen,
frug mich ernst, was es denn da zu tun noch gäb.
Zum Schlusse kam ich bald, denn um die tausend Jahr' bevor ich selbst das Licht der Welt erblickt, stand es schon da, das kleine Dörflein Xitang.

So nah Shanghai gelegen, dass Zug und Bus dem Winde gleich den Reisenden nach kaum zweistünd'ger Reise in das Dörflein bringen kunnt.
Also beschloss ich, diesen Ort, ein Wasserdorf, mir anzusehn. Doch wollt ich dies - entgegen sonstigem Gepflege - allein nicht tun.

Erfahrung will mit anderen geteilet sein, und so ward meinerseits der Freunde reiche Zahl, die just da auch des Lehrens frohe Kunde nicht genießen konnt', eingeholt,
und auch sonst was so zu tun für eine Reise zu erled'gen war.

Der Tag begann für uns zur Stund als noch der Hahn im weichen Bett aus Stroh die rauhe Kehle nicht zur Tat erwecket hat,
die Sonn' den Horizont noch nicht verließ und fast die Dunkelheit uns zagen ließ, des Morgens frische Luft den Tatendrang zu zügeln auch verstand.

Verteilt auf Kutschen, reich an Zahl, verließen elf verzagte Herzen Sicherheit und Unterkunft,
der ungewissen Zukunft strebt man so entgegen, stolz die Brust und kühn die Stirn, allein:
Es stauet sehr auf Shanghais alten Straßen.

Es dauerte gar ewiglich, bis dort am Horizont des Bahnhofs hohe Hallen endlich unser ungeduld'ges Aug erfreuten.
Löwengleich stürzt' so der Reisegruppe stolpernd Bein von Straßenrand zur Gehsteigkant', den Gleisen stets entgegen.

Kaum ward noch Zeit, als unser solchermaßen morgendlich getrimmter Körper endlich das Gefährt erreicht.
Ein strenger Blick, ein kurzer Schrei, die Türe schließt - schon fährt man los; dem Ziele doch noch bald entgegen.



Doch lasst mich nun mit Bildern sagen, was der Mund so unvollkommen sonst nur wiedergeben kann:




Der Freunde viel - der Spaß ist groß,
das Dorf ist alt, gleich geht es los.
Man stürzt sich kühn in Wasserstraßen!
(Zuerst jedoch das Wasserlassen.)

Ein Wasserdorf, soviel ist klar,
hat Häuser, Straßen und - no na -
auch Wasser, wo das Parken schwer.
Kein Auto stört das Häusermeer.

Die Wasserwege kreuzen munter
links und rechts die Straßen runter,
der Mensch flaniert auf dem Asphalt,
Kanal befährt das Bötlein halt.

Das Schöne an der Gruppenreise:
Unbemerkt, ganz still und leise,
bahnt sich echte Freundschaft an,
und langsam findet Mann zu Mann.

Als wir dann später essen geh'n,
beeindruckt Maki außerdem
mit Erhu-Spiel und alten Weisen,
während alle and'ren speisen.

Gott, die Welt ist doch ein Dorf:
Nam Hee trifft - bekannt vom ORF -
Tom Cruise der just hier sehr sensibel
spielte "Mission Impossibel" (<= Betonung auf dem "i")

Wie überhaupt in dieser Stadt
das Schöne deutlich Vorsprung hat:
Andy zeigt im Parke drinnen:
Echte Schönheit kommt von innen.

Wohingegen diese beiden
unter ihrem Ausseh'n leiden.
Denn wo das Äuß're zu perfekt,
bleibt inn're Schönheit oft versteckt.

Doch selbst der Löwe, der aus Stein,
kann hier wirklich stilvoll sein:
Nicht nur fetzt solch Kopfgewand -
es schützet auch vor Sonnenbrand.

Nun ist auch der gesamte Ort
der Lieblichkeit und Grazie Hort.
Wir woll'n das auch vom Wasser seh'n,
weshalb wir flugs zum Hafen geh'n.

Die Sicherheit kommt hier zuerst:
Denn wenn Du mit dem Schiffe fährst,
trag' Sorge stets zu dieser Frist,
dass Du nicht allzu zahlreich bist.

Wir mieten uns ein eigen' Boot.
Das Antlitz - von der Sonne rot -
wird hier zum Bug nach vorn gereckt:
Hayato dort Talent entdeckt.

Im Hintergrund die alten Gassen,
Brücken, Häuser - sie verblassen,
sind als Motiv schnell abserviert,
wenn er sich modelnd präsentiert.

Doch langsam geht der Tag zu Ende,
und weil man gern den Ort noch fände,
wo die Heimfahrt später startet,
und der Bus nicht auf uns wartet ...

... ist Zeit bald für das Abschiedsbild,
ich knipse Taka, der wie wild,
seinerseits Diana schießt,
die auch Fotografie genießt.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Du bist afoch der Ärgste... hahahahaha - gehts schon a bissl besser wieder???

rudolfottokar hat gesagt…

jö - das ist aber ein wirklich hübsches platzerl!!!

(ich hab mir das aug gerieben-
wo ist der volle bart geblieben??)

"crach" - das passt super!

Etosha hat gesagt…

Gar lieblich mutet all dies an,
dass ich mich kaum noch halten kann
vor viel Gelach' und auch Begeister
-ung ob sprachlich großem Meister! :)

(Fürwahr, den Hinweis zur Betonung
hättest du dir, als Belohnung
für Leserinnen, die nicht pennen,
ganz ohne Mühe sparen können.
Ich weiß, wie man Gedichte spricht!
Manche ham's halt, andere nicht.)

ClemmieInChina hat gesagt…

@nikerl: dank der nachfrage! es geht, es geht ]:)

@rudolfottokar:
den bart rasierte ich mir ab,
denn hitze hat's hier nicht zu knapp.
und ganz am rande: außerdem
findt mich plötzlich jeder schön ]:P.

@toshi:
*lol* verneigung vor der meisterin des enjambments (Begeister-ung ... ich brunz mich an *ggg*)
doch war die warnung ob betonung
vielleicht nicht in des dichters wohnung
doch für den durchschnittsleser halt
ganz unentbehrlich (wenn auch alt).

dedimbly!