... denn bunt und königlich war jener tibetische Palast tatsächlich, den wir auf unserer Fahrt zum See als erstes besuchten. Und damit hat es sich auch schon wieder mit meiner eloquenten Beschreibung, denn ich habe immer noch nicht den leisesten Schimmer, was wir da eigentlich gesehen haben. Die chinesischen Schriftzeichen lesen sich ungefähr wie "...bulinka", und die ganze Hütte hat etwas mit dem großen Herrn in der Mitte dieses Fotos zu tun. Das kommt davon, wenn man glaubt, einer chinesischen Reisegruppe folgen zu müssen und folglich einen Schmarrn versteht.
Unsere Fahrt führt uns auch an einigen der spärlichen, winzigen Dörfern der Umgebung vorbei. Diese verstecken sich häufig hinter einer gemeinsamen Mauer und sind größtenteils aus Lehm- oder Lehmziegeln gebaut.
Von oben sieht man das etwas besser - auch wenn der Blick leicht von den Fünf- und Sechstausendern im Hintergrund abgelenkt wird.
Fast wünscht man sich da, den Hansi Hinterseer schalmeiend durch die Landschaft wandern zu sehen! (Vorwiegend, weil der in der Höhe nämlich dersticken tät, harharhar.)
Im tibetischen Hochland lebt man fast ausschließlich von der Tierzucht. Da gibt es Schafe ...
... oder auch Yaks, die an vereinzelten, strategischen Punkten den neugierigen Touristen auch im wahrsten Sinne des Wortes nähergebracht werden. Sowohl Fleisch als auch Milch dieser urtümlichen Wuschelviecher sind übrigens ausgesprochen wohlschmeckend.
Der gegenständliche strategische Punkt ist übrigens der Sonnen- und Mondpass - und einer der eindrucksvollsten Orte, die ich jemals gesehen habe. Zwar werden wir auf dem Parkplatz von tibetischen Händlern überrannt, die unsere, auf fast 3.600 Metern Seehöhe dramatische Kurzatmigkeit ausnutzend, ununterbrochen auf uns einreden ...
... aber die Panoramen sind absoluter Wahnsinn.
Der Rundumblick ist ohne Fish-Eye-Objektiv unmöglich angemessen wiederzugeben, daher stattdessen eine Detailstudie des höchstgelegenen Bauwerks, das ich jemals mit eigenen Augen gesehen habe.
Und dann endlich: der allererste Blick auf den Koko Nor! Ich vibriere vor Aufregung und Begeisterung ... die allerdings von meinen Mitreisenden nicht unmittelbar geteilt wird.
Das kleine Hafenörtchen, in dem wir aussteigen, ist niedlich, strahlt aber eine ungeheure Abgelegenheit aus. Nicht nur die Landschaft ist hier weit, auch mit der Lebensweise nimmt man es nicht so eng. Da wird das Klo schon mal zum Drive-in-Häusel ...
... während auf der Hauptstraße nicht gerade die Kuh fliegt. Sie geht zu Fuß.
Allgegenwärtig auch am See: buntes, heiliges, tibetisches Zeugs.
Woraufhin - verschämt gesteh' ich's - ein etwas unwürdiges Schauspiel einsetzt. Ich verliere auch noch den letzten Rest aller eventuell noch vorhandener Würde und lasse mich ungeniert fotografieren: eine Gebetsmühle drehend, ...
... mit meinem neuen Freund aus Nanjing vor dem See, und zur Abrundung ...
... der Welt gleichsam optisch: "Ja, ich war wirklich dort!" zurufend, dasselbe gleich nochmal, diesmal mit unserer kleinen Führerin aus Xining.
Dann wetze ich los, um die Ufer des Sees noch ein wenig auf eigene Faust zu erkunden und treffe auf eine Gruppe berittener Hirten ...
... ebenso wie solche, die auf modernere Verkehrsmittel vertrauen ...
... wie überhaupt Tradition und Moderne hier oben ganz gut miteinander können. Da parkt vor dem Nomadenzelt schon mal der dicke VW. Übrigens ausgesprochen freundliche Leute, diese Nomaden. Wenn man nicht sehr aufpasst, wird man sofort zu einer Tasse Tee eingeladen.
Den Abschluss der Reise, die hier, etwa 2.700 Kilometer von Shanghai, ihren westlichsten Punkt erreicht hat, bildet ein kurzer Besuch der Hochwüste in der Nähe des Sees. Hier trollen sich Esel und Kamele - und wir einsame 13 Touristen, von denen an genau diesem Ort noch ein Gruppenfoto gemacht wird, das ich am nächsten Morgen überraschend in meinem Zimmer finden soll.
Jo.
Das ist jetzt irgendwie so ein bissl eine Exhibitio Interrupta, weil eine derartig umfangreiche Bilderflut eigentlich mit einem optischen Paukenschlag aufhören sollte. Und nicht mit einem einsamen Eselchen im Sand.
Aber da weiß ich was: Ich lade einfach noch einen akustischen Paukenschlag hoch und verabschiede mich reiseberichttechnisch mit ein paar tanzenden Chinesen. Die sind immer lustig.
Macht's es gut, und danke für die wirklich langwährende Aufmerksamkeit!
7 Kommentare:
Schön ist es dorten! Bist dir sicher, dass die Kurzatmigkeit auf die Höhenluft zurückzuführen ist, und nicht darauf, dass einem so ein Anblick einfach den Atem verschlägt?
Und ich bedanke mich höflichst und überhaupt dafür, dass meiner Bitte so rasch Folge geleistet wurde :)
ja, schön muss es da sein.
schad nur, dass man 2 dinge nicht mitkriegt. 1. wie hoch oben das alles is.
2. die riesigkeit des riesensees.
aber so is das halt mit denen fotos.
übrigens: der vollbart passt dir gut!
;-)
'Danke für die langwährende Aufmerksamkeit?' Oh Schreck! Heißt das, mit dem Koko Nor ist deine Bloggerei zu ENDE? Nein, oder? Nein!! Oder?? (Und du weißt, ich mach sonst nie mehrere Satzzeichen von selbererer Natur hintereinander.)
Bemerkenswert ist, dass der See immer dann, wenn du ihm den Rücken zudrehst, gewagte Dinge macht. Einmal rinnt er nach links, dann wieder nach rechts. Hoffentlich war der Stoppel gut drin. :D
Jedenfalls: wunderschön! Hach! :) Klasse Bilder! Möge es dir noch lange gegenwärtig bleiben. :)
@mathilda: ich habe zu danken, da ich gar nicht gemerkt habe, wie lange ich schon nix mehr gepostet hatte. ist ja keine art.
@rudolfottokar: das kannst aber leicht simulieren - einfach lang die luft anhalten, dann hätten wir mal die höhe, und der see schaut eigentlich genauso aus wie das meer (sogar salzig ist er), also augen zu und an griechenland denken. nur halt ohne die griechen und die bladen touristen *g*.
@toshi: eigentlich meinte ich nur den reisebericht. aber tatsächlich denke ich immer wieder mal darüber nach, ob ich der welt eigentlich noch so viel zu erzählen habe *hm*. ach was soll's, ich tipp eh so gern, also werde ich wohl auch künftig online dampf ablassen, solange ich noch in china bin. vielleicht geh ich sogar die mutter aller postings an: "warum ist chinesisch so schwierig?" oder den vater: "wie funktioniert die chinesische schrift?" das wäre sehr educational, ist allerdings ein monsterprojekt *grusel*.
wurscht. das mit dem see ist übrigens eine besonderheit des koko nor - er hutscht gerne *nick*. scharfe beobachtungsgabe am rande bemerkt, wär mir gar nicht aufgefallen. irgendwer muss mir bei gelegenheit mal erklären, warum horizontlinien auf fotos immer grade sein müssen - ich find, das schaut so eigentlich besser aus. dynamisch. und zum wasserschifahren wäre ein schiefer see auch praktisch. ^^
Oh, pfuh! (:) *froi* Nochmal Glück gehabt! Ich hab schon gefürchtet, du pfeifst jetzt drauf.
Edukationales würd ich sehr super finden. Du erklärst das wenigstens so, dass man (=ich) das auch kapier(t).
Na, schade, dass du den See dann so schräg nie zu Gesicht bekommst - denn kaum wendest du dich ihm wieder zu und fotografierst die Hirten davor, schon liegt er auch wieder gerade, pfeift ein unauffälliges Liedchen und ist auch sonst ganz der gerade See.
Wir haben soeben erst den Bildbericht über Deine dreiwöchige Reise angeschaut und gelesen. Ganz toll Deine Erlebnisse und schön, dass Du uns unmittelbar daran teilhaben lässt.
Herzliche Gratulation auch für das gute Gelingen Deiner Prüfungstage. Es "hört" sich alles furchtbar schwer an. Und Bewunderung, dass Du das alles ohne lange Vorbereitung schaffst. Aber vielleicht war ja die Reise die beste Vorbereitung?
@toshi: ich weiß. der ist ein hund, der see. ]B).
@sep-ing: dankeschön. und tatsächlich ist das reisen hier wirklich das beste, was man für sprechen und hörverständnis tun kann. nur deshalb tu ich's natürlich *räusper*.
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