Mittwoch, 8. Oktober 2008

Was Sie schon immer über chinesisches Essen wissen wollten ...

Die Geschichte des chinesischen Essens ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Wir wollen dieses Thema ganz natürlich dort aufgreifen, wo es passiert. Hier. In China.
Wie ist denn das jetzt eigentlich? Isst man hier den aus Wien bekannten Glutamat-Gatsch? Oder die wundervollen Gaumenfreuden, von welchen Reisende künden? Isst man alles, was Beine hat und kein Sessel ist? Oder gar unvorstellbare Dinge?

Die Wahrheit ist: alles dieses - und noch mehr.

Am lustigsten sind dabei natürlich jene Speisen, die uns ein wenig absonderlich, ja, grauslich gar erscheinen. Und auch wenn ich damit Vorurteile bestärke - JA, ich weiß, was mein Publikum wünscht, und liefere hiermit schräge Lebensmittel! Mein schlechtes Gewissen bezüglich der Tatsache, dass ich damit niedrige Sensationsgelüste befriedige, hält sich in Grenzen, da auch die Chinesen selbst großen Spaß daran finden, Europäern möglichst unmögliche Dinge vorzusetzen, um sich dann an deren verzweifelten Gesichtern zu ergötzen.

Bevor der Bilderreigen startet, noch ein Caveat: Die ganz schlimmen Sachen gibt's (noch) nicht zu sehen, denn die kauft man auf der Straße oder in Restaurants, und da habe ich noch nicht fotografiert. Also zeige ich im folgenden einfach mal die chinesische Interpretation eines internationalen Supermarkts. Ich besuchte hierzu jeweils ein Geschäft der riesigen amerikanischen Ketten "Walmart" und "Tesco".

Und folgendes darf im Sortiment der chinesischen Filialen nicht fehlen:

Wir alle wissen natürlich, dass sich der chinesische Gaumen an eher ungewöhnlichen Tiergattungen erfreut. So beispielsweise an Schildkröten ...

... an erfrischend zart-säuerlichem Quallensalat ...

... (gerne auch in der praktischen Packung für zu Hause) ...

... oder g'schmackigem Ochsenfrosch -im Ganzen oder fein gewürfelt.

Auch weiß man: Der Chinese isst gerne tierische Körperteile, die in unseren Breiten als Delikatessen eine eher untergeordnete Rolle spielen. Wie beispielsweise die als Knabberei sehr beliebten Hühnerfüße ...

... oder Teile, deren anatomische Herkunft man eigentlich gar nicht so genau kennen möchte.
Doch bereits hier zeigt sich eine weitere Charakteristik:

Eine etwas eigenwillige Art der Präsentation. Bei einem solchen Anblick gelingt es unsereiner durchaus, den oralen Speichelfluss unter Kontrolle zu halten ...

... während in anderen Fällen eine gewisse Drolligkeit nicht abzustreiten ist.

Selbst das Gemüse macht hier ganz, ganz komische Sachen: Die Bittergurke trägt nicht nur einen abschreckenden Namen, sie sieht auch ein wenig warzig aus.

Und ist man der chinesischen Schrift nicht mächtig, kann man an den meisten Regalen eigentlich nur auf Verdacht zugreifen. Um - wie in diesem Fall - zu Hause eventuell überrascht festzustellen, dass man soeben eine Packung gerösteter Melonenkerne mit Karamell-Lakritze-Geschmack erstanden hat.

Gerne flüchtet der weniger weltoffene West-Mensch dann zu jenen Regalen, an welchen ein bisschen heimatliches Feeling aufkommt. An dieser Stelle allerdings ein kleiner Tipp von Onkel Clemmie: Ja, es sind Würschtln - aber wer findet, dass Eseln herzige Tierchen sind, der sollte hier vielleicht lieber nix kaufen.

Im Zweifelsfall gilt: Der altbewährte Nudelsnack hat noch niemals enttäuscht! Ihn gibt es hier zum Glück in bemerkenswerter Vielfalt. Und mit etwas Glück findet man sogar welche mit Quallengeschmack und getrockneten Hühnersehnen.

18 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hurra, schon wieder Erster!

Geh, a so a faschierter Ochsenfrosch mit Gurkerln is doch was Feines! Auch farblich! ;D

Ha! Quallen! Jetzt weiß ich, was das seltsame Zeug im Chinaladen damals war! Wenn man nichtmal aus dem aufgedruckten Bild schlau wird, sollte man vorsichtig sein, dacht ich mir damals. Und recht hatte ich! :)

Super Ausflug der kulinarischen Art! Thx :)

(Das Captcha gibt ungefähr meinen angeregten Appetit wieder: ciaxrwwd!!)

ClemmieInChina hat gesagt…

tjajaaa ... und vor allem mampft man gerade hier ochsenfrosch genauso wie hendl oder schweinderl ... ist völlig normal. und schmeckt angeblich wie huhn. also ... der frosch, den ich damals in chongqing probiert habe, hat mir nicht so gemundet. aber mei. mein papa mochte dafür den quallensalat. aber der mag alles. außer gekochte karotten. das ist aber auch einfach wirklich ZU grauslich *g*.

Anonym hat gesagt…

Ich glaub ich weiß, warum das Exotischste beim Yume in Hüdo die Garnelen in Sesambackteig sind... *GGG* - spätestens bei den Eselwürschtln warat´s aus bei mir... tät´dann wahrscheinlich nur mehr Nudelgerichte schlürfen (aber net die mit Ochsenfrosch bzw. Hühnerfußgeschmack!!! ;-))

ClemmieInChina hat gesagt…

Jaja, durchaus farbenfroh, die hiesige Küche :)). Aber zur Beruhigung: 70% des Essens hier ist auch für europäische Mägen vollkommen normal - und wirklich KÖÖÖSTLICH! Eigentlich tu ich hier eh nur lernen und essen :).

rudolfottokar hat gesagt…

alsdern da muss ich jetzt aber die chinesa ein bissl in schutz nehmen... schon mal was von österreichischen kulinarischen klassikern wie beuschl, blutwurst oder klachlsuppn (schweinshaxln) gehört? na bitte. schildkrötensuppe und froschschenkel sind französische spezialitäten, und einige der besten salami (in europa) sind aus bzw. mit eselfleisch... weitere beispiele könnten mir noch einfallen. alles gewohnheitssache, sag ich einmal. (die ganzen ochsenfrösche und das eigentartige gedärm da brauch ich aber auch nicht unbedingt;.))
und, clemens, du hast recht: der quallensalat im green cottage (beim naschmarkt) war exzellent ;-)
freu mich schon auf die echten ungustlfotos, die noch kommen ;-)

ClemmieInChina hat gesagt…

Jajaja, schon klar :). Dieselben Argumente führe ich ja auch immer gerne in hiesigen Diskussionen mit den Essens-technisch wenig toleranten Ausländern an. Besonders das "Hirn mit Ei" kommt dabei gut.
Für Chinesen gibt's in Europa übrigens etwas, von dem sie einfach nicht verstehen, wie man so etwas abstoßendes essen kann: Käse. Allein schon Milch ist ihnen traditionell nicht ganz geheuer, aber das ganze dann in vergorener (= verdorbener), ja, sogar gestockter Form und auch noch dermaßen stinkend ... das verstehen die wenigsten Leute hier :).

vronella hat gesagt…

also chinesische milch wäre mir auch nicht geheuer, da haben's schon recht ;)

und zum thema "schmeckt angeblich wie huhn":
irgendwie ist das ein ausdruck des "ich sag dir lieber nicht wie es wirklich schmeckt bzw dafür wurde noch kein wort erfunden" - ist euch schon mal aufgefallen, dass exotische dinge immer wie "huhn" schmecken sollen?

mein captcha ist auch nicht sehr begeistert und verabschiedet sich mit einem fröhlichen "TKNZAAAA"

Anonym hat gesagt…

Wenn die Chinesa Käse net packen, solltest sie mal an pídàn, ihre "Tausendjährigen Eier", erinnern.

twekxe, ich habe gesprochen! ;D

Anonym hat gesagt…

PS: Übrigens wurden die Schildkröten nicht nur in Frankreich versuppt:
http://www.egm.at/weblog/?p=1722

ClemmieInChina hat gesagt…

stimmt ... auch schlangen schmecken ja wie huhn. naja, dafür gibts aber hier etwas, das nicht nach huhn schmeckt. huhn nämlich. das schmeckt auffällig wie frosch. oder schlange :D.

die tausendjährigen eier sind bei weitem nicht das einzig vergorene hier. und vor allem nicht das schlimmste. das extremste ist chou doufu - "stinketofu". könnte man gerüche bloggen, das wäre das erste, was ich täte. das ist einer der schlimmsten solchen, dem ich in meinem leben begegnet bin. nur schmecken tuts noch fürchterlicher. bäh :P.

efpaaa,
clemens

vronella hat gesagt…

na gott sei dank wird sich das mit der entwicklung des geruchsblogs bis zu deiner rückkehr nicht ausgehen... es reicht wenn wir uns die kulinarischen genüsse deiner interimsheimat nur ansehen müssen, würd ich mal sagen ;)

mahlzeit (was gibts denn heut? froschgulasch? hihi) und ocktpyrb,
die vronella

Anonym hat gesagt…

Auto-smell. Das fehlert noch. So wie diese Sites, wo gleich die Musik losdonnert, wenn man sie öffnet. Bin auch sehr froh, dass uns das erspart bleibt.
Es mroyt
die S.-

rudolfottokar hat gesagt…

also-wobei ich schon sagen muss, wenn da beim öffnen dieses blogs so ein bissi chinesisches "pling-plung-moiaiaiii" ertönen tät, fänd ich das schon sehr ansprechend...
;-)

Anonym hat gesagt…

Heinzl,

War ja jetzt schon zugegebenermassen ein paar Tage lang nicht auf Deiner Seite, aber dieser Faupax soll mir nicht wieder passiern, hab mich grad sehr abghaut: "Wie beispielsweise die als Knabberei sehr beliebten Hühnerfüße ..." - sensationell! Man stelle sich das bildlich vor !!! Zahnarzt in China als krisensichere Zukunftsposition....

Heinzl, wir haben naechsten Freitag ein Runderl, bist dabei??
Darfst auch Deine Melonenkerne mit Karamell-Lakritze-Geschmack mitbringen...

ClemmieInChina hat gesagt…

Hihi, schön, dass ihr alle so kreativ seid, wenn's um Anregungen zum Thema multisensuale Blogs geht :)). Und unsere Catcha-Grüße sind auch von vollendeter Schönheit!

Schausl, altes Hausl, ich werd dir mal ein paar Hühnerfüßchen schicken. Das war nämlich kein Scherz - die werden hier wirklich wie bei uns die Chips geknabbert - gerne auch aus der eingeschweißten Plastikpackung :D.

Und das mitn Runderl find ich sehr ehrlich! Legts für mich eine Schweigeminute ein - und grüß mir die anderen! :)

Baogznij.

Anonym hat gesagt…

Baog söwa nie! :D

ClemmieInChina hat gesagt…

Toshi is kiiindisch *ggg*.

schengw hat gesagt…

also die Melonenkerne auf dem Bild ist tatsaechlich Sonneblumenkerne -香瓜子
es gibt noch Kurbiskerne-南瓜子
Wassermelonekerne-西瓜子(aber nicht so beliebt wie Sonneblumenkerne)