Freitag, 27. Februar 2009

Enttäuschend einfach

Chinesisch ist ur-leicht und lustig.

Schaut's:

Unlängst, als sie noch in diesen Landen weilte, frug ich meine persönliche chinesische Sprachexpertin Linan, wie ich denn jenes für mich so grundlegend wichtige Vokabel "enttäuscht" in ihre schöne Sprache übersetzen könne.

"Jiong" war die Antwort.

Wie man das denn schreibe, bohrte ich weiter.

Was sie dann auf meinen Block kritzelte, war zwar einleuchtend, schien mir aber nicht ganz glaublich. Ich konsultierte also zur Sicherheit mein Wörterbuch.

Und tatsächlich:



Jiong. Wie gesagt. Chinesen sind lustig. Selbst wenn sie enttäuscht sind.

Donnerstag, 26. Februar 2009

Die Chinesische Rolltreppen-Starre

Es ist ja so, dass es in China der Chinesen recht viele gibt.

Das wäre im Prinzip kein Problem, denn das Land ist ja auch groß, dass es nur so eine Frechheit ist. Da passt schon einiges rein. Aber es sind halt doch ganz, ganz viele Leute hier - 1,3 Milliarden. Die Folge ist eine allgegenwärtige Drängelei: Sei es auf der Straße, in der U-Bahn oder im Blumenladen: Sanft bohrt sich der Ellbogen des Hintermannes in meine Nieren, während mein Schienbein mit den Stöckelschuhen der Vorderfrau Kontakt aufnimmt. Links und rechts wird man von beeindruckend übergewichtigen Passanten längsseits komprimiert, während ein die Freuden des vertikalen Wachstums noch entdecken müssender Zeitgenosse es schafft, unter der Achsel durchzuschlüpfen. Von allen Seiten schreit es, stößt es, drängt es, schiebt es durch den Eingang eines Supermarktes, dass es nur so eine Freude ist ...

... und dann betritt man die dortige Rolltreppe.

Daselbst passiert nun etwas Hochinteressantes: plötzliches, ebenso völliges wie allgemeines Erstarren.

Man muss wissen, dass sich chinesische Rolltreppen stets mit der Geschwindigkeit einer mittelgroßen Sanddüne bewegen. Doch das ficht die hiesige Bevölkerung nicht an: Bewegt sich unter den eigenen Füßen etwas anderes als ein eventuell niedergerannter und noch nicht vollkommen in den Fußboden eingetretener Mitbürger, kompensiert man das hierzulande - ganz im Sinne der ewigen Balance von Yin und Yang - mit absolutem Stillstand.

So stehe ich dann im Walmart auf einer Rolltreppe von der Länge der Westautobahn - vor mir erstarrte Chinesen, hinter mir erstarrte Chinesen - und habe reichlich Zeit für Kontemplation. Oder Erleuchtung. Oder den einen oder anderen Evolutionssprung. Dabei ist ganz egal, wie eilig man es haben mag. Sei es auch nur ein Kaugummi, den man geschwinde sich zu kaufen gedachte: Kommt eine Rolltreppe zwischen mich und diesen Wunsch, ist mein Abendprogramm damit fixiert.

Getrieben von europäischer Unruhe, betrat ich also gestern in einem Supermarkt meines Vertrauens - anstatt mich brav hinter der chinesischen Rolltreppen-Gruppensalzsäule einzureihen - forsch die menschenleere (weil wegen Betriebsstörung bewegungslose und somit für Beförderungszwecke ohnehin unattraktive) Parallel-Rolltreppe, und legte unter Aufwendung eigener Muskelkraft gehend die etwa zehn Höhenmeter zum zweiten Stockwerk zügig zurück.

Neben dem körperlichen Erstarren nun zusätzlich erstauntes ebensolches auf den Gesichtern der Nutzer der beweglichen Rolltreppe.

Erstaunen auch auf den Gesichtern jener potenziellen Fahrgäste, die die bewegliche Rolltreppe noch nicht betreten hatten.

Da plötzlich das sichtbare Aufblitzen einer Idee auf den Gesichtern Letzterer.

Darauffolgende, spontane Planänderung und Annäherung an die bewegungslose, menschenleere Rolltreppe durch eine mutige, chinesische Familie, bestehend aus Vater, Mutter und kleinem Töchterlein.

Betreten der Rolltreppe durch ebendiese Pioniere der Bewegung!

Und dann dortiges Stehenbleiben und Abwarten.

Ich bin dann im 2. Stock zur Abteilung für Getränke gegangen und kaufte mir einen Eistee, denn ich wollte noch nach Hause und ein bisschen Lesen. Aber heute werde ich wieder zu diesem Supermarkt gehen. Nachschauen, ob die Familie immer noch auf der Rolltreppe steht und wartet.

China ist lustig :).

Sonntag, 22. Februar 2009

Kontrapunkt

In den größten Nächten,
Da, wo die Dunkelheit am tiefsten ist,
schwebt das Licht in einem halben Ton.

Der trifft den Kern in seinen schönsten Formen,
vernichtet Tage, Jahre, manchmal Seiten der Musik,
die mir am liebsten ist.

Wo Anderes nicht steht, da stehe ich,
an meiner Seite liegt das Schweigen
dieser Finsternis,

die sich gekonnt mit meinen in mir eingeschweißten Tränen
und mir selbst umgibt, wie eine Hülle um das
Innen legt, das mir mit ausgestreckten Händen
Selten Hilfe gibt.

In diesen greisen Reflexionen webt ein Tagewerk
Mir Eigenzweck um Eigenzweck,
und wer Verständnis sucht, der findet allzu oft
das Grobe, das die Welt in ihren angestammten Fugen hält.

Da lebe ich. Und dort wird man mich finden.

Dienstag, 17. Februar 2009

Der Süden - III: Kanton und Hongkong

Man kommt zu nix. Und selbst dafür hat man eigentlich kaum Zeit.

Nachdem ich aber heute feststellen musste, dass ich aufgrund zweier neuer Lehrbücher auch in diesem Semester genügend neue Vokabel zu lernen haben werde, entschied ich mich spontan, die heutigen einfach mal auf morgen zu verschieben und stattdessen das letzte Südreise-Posting nachzuliefern.
Das Wort "Süden" in der Überschrift passt diesmal wahrlich gut, denn obwohl die Zugfahrt von Guilin bis nach Kanton gerade einmal acht Stunden dauerte, wechselten wir über Nacht in den Hochsommer. Die Temperaturen lagen durchwegs zwischen 26 und 30 Grad, was ich Mitte Februar einfach nicht gewohnt bin. Bin ich froh, dass ich meine Schiausrüstung zu Hause gelassen hatte.

Da schaut's:

Kanton ist nicht gerade eine pittoreske Stadt. Um ehrlich zu sein, beschlich mich bei der Ankunft am Bahnhof jähe Sorge, ob denn der Rest der Stadt auch von solch beeindruckender Hässlichkeit sei wie gerade jene Gegend. Vor unserem Hostel direkt am Perlfluss angekommen, sah die Sache dann schon anders aus - die Promenade ist ausgesprochen hübsch, die Unterkunft selbst nett, und das Wetter wohlig warm. Zumindest für normale Menschen. Ich hätte es eher als brütende Hitze bezeichnet und wechselte folglich flugs ins Sommeroutfit. Um die solchermaßen mühsam erkämpfte touristische Anmutung noch zu unterstreichen, folgte sogleich ausgiebiges und prominentes Kartenstudium - der Orientierung zuwegen.

Mit einer kleinen Fähre wechselten wir auf das bekannte Inselchen 沙面 (Shamian), mitten im Zentrum der Stadt, auf dem man sich als Europäer fast wie zu Hause fühlt. Und tatsächlich findet man auf dieser Insel eine auffällige Häufung der in dieser Stadt sonst eher raren Westler; wenn man schon im Ausland lebt, dann soll's halt auch wieder nicht allzu chinesisch zugehen, offensichtlich.
Ein weiterer Grund für diese Euro-Ecke: Will ein amerikanisches Pärchen ein chinesisches Kind adoptieren, muss es zunächst ein Monat lang in Kanton leben, um interkulturelle Kompetenz zu beweisen. So sieht man also auf Shamian amerikanische Eltern mit ihren chinesischen Kindern um die Wette Kinderwagerl-Schieben.

Gleich gegenüber hingegen trifft man das wesentlich erdigere und faszinierendere Kanton. Die Stadt mag im herkömmlichen Sinn nicht schön sein - ihre Atmosphäre aber ist einzigartig, und alleine in den riesigen Straßenmärkten und winzigen Hintergasseln kann man ganze Tage einfach nur spazierend verbringen.

Die hiesige Spezialität: wiederum Schlangen - in allen möglichen Zubereitungsformen.

In Kanton gibt es viele schräge Dinge zu entdecken; dazu kommen noch einige schöne Parks und Sehenswürdigkeiten konventioneller Art, wie Tempel, Museen und dergleichen. Nach einer abendlichen Schiffahrt auf dem Perlfluss haben wir dann auch ein ziemlich dichtes Besichtigungsprogramm hinter uns. Und so wird man uns für unser darauf folgendes Abendprogramm vermutlich nicht gerade den Nightlife-Orden ersten Grades verleihen ...

... dafür fetzt der nächste Morgen umso mehr, den wir in einem der zahlreichen kleinen Parks am Ufer des Flusses verbringen. Der Chinese an sich liebt ja den Tanz im Park - und zwar egal, zu welcher Art von Musik. Und als wir plötzlich die vertrauten Klänge von "An der schönen blauen Donau" vernehmen, fühlen wir uns als gelernte WienerInnen natürlich verpflichtet, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen.
Nachdem wir den anwesenden Chinesen vorgeführt hatten, dass auch Damen mit gelben Haaren nicht beißen, fanden sich im Handumdrehen einheimische Tanzpartner ein.

In China hat man ja überhaupt einen Koarl im Park. (Nein, diesmal nicht den bladen Ungustl, sondern nur Spaß.) Da wird nicht blöd Tauberl-gefüttert, da wird getanzt, gesungen, trainiert - und gespielt! Als wir obiger Mischung aus Hackisacki und Federball ansichtig wurden, kauften wir uns auch einen solchen Ball und legten gleich einmal los. Was wir darboten war zwar eine Katastrophe für jeden körperbewussten Menschen, dafür hatten die uns beobachtenden Einheimischen ihren Spaß.

Doch nicht nur dem Spiele frönten wir - nein, auch die Symbolik kam nicht zu kurz: Man erfreue sich an unserer täuschend wirklichkeitsgetreuen Imitation des im Hintergrund ersichtlichen, verschlungenen Baumes, der für die Chinesen ein Symbol ist für ewige Freundschaft. In unserem Fall manifestierten sich stattdessen ewige Kreuzschmerzen.

Nach dem Nightlife-technisch eher schwachen ersten Abend, wollten wir uns nicht nachsagen lassen, wir wären fade Säcke, und also fanden wir uns in einem der unzähligen Clubs in jener Barstraße ein, die sich gleich neben unserem Hostel befand.
Mit schlafwandlerischer Sicherheit wählten wir dabei just jenen Club aus, dessen größte Attraktion eine Schlangentänzerin ist. Während sich die entzückende Boa Constrictor um meine Arme und Schultern wand (da wir als einzige Westler natürlich sofort die Aufmerksamkeit der Tänzerin und ihres Tierchens erregten), gab es seitens meiner Freundinnen grandiose Teamwork: Josi fungierte als hochdynamischer Blickschutz für Babsi, die wiederum ihre Phobie bewundernswert unter Kontrolle hielt. Leider waren alle so mit Angsthaben bzw. Schlangestreicheln beschäftigt, dass das einzige Foto aus diesem Club das Tierchen nicht involviert.

Dann war da noch unser Trip nach Hong Kong. Dieser schöne Stadtstaat gehört zwar jetzt zu China, das hält aber niemanden davon ab, nach wie vor so zu tun, als wäre es ein eigenes Land. Die zwei Mädels hatten sich also in weiser Voraussicht Visa mit zweifacher Einreise besorgt, ich habe ohnehin das Residency Permit und kann somit - theoretisch - ein- und ausreisen so oft ich möchte. Zumindest hatten das die meisten Menschen, die ich diesbezüglich befragte, so vermutet. (Sicher wusste es natürlich keiner.)

Mit dem Zug braucht man gerade einmal zwei Stunden von Kanton nach Hong Kong, und also lautete der Beschluss: Ein Tagesausflug muss her. Obwohl mich Hong Kong eigentlich nie besonders reizte, war ich doch gespannt, wie stark die Ähnlichkeit zum ... ähm ... normalen China wohl wäre.

Schon bei unserer Ankunft am Bahnhof in Kowloon - dem auf dem Festland gelegenen Stadtteil von Hong Kong - gab es subtile Anzeichen, dass die Hong Konger zumindest eine gewisse Vorliebe für schreienden Kitsch mit ihren Mainland-Landsleuten teilen.

Und ganz in der Nähe des Bahnhofs bekamen wir beim Blick von Kowloon hinüber nach Central gleich einen Eindruck von Hong Kongs größter Attraktion: einer der beeindruckendsten Skylines der Welt.

Nachdem wir mit einer Fähre ins Zentrum auf Hong Kong Island übergesetzt hatten und dort ein wenig herumspazierten, wurde uns schnell klar, dass Hong Kong mit China nicht viel gemeinsam hat. Es ist eher wie ein heißes England mit besonders hohen Häusern und auffällig vielen AsiatInnen auf den Werbeplakaten. Auch die Autos fahren hier auf der linken Seite (und anders als am Festland ist die vorgeschriebene Straßenseite sogar aus dem aktiven Verkehr ableitbar), alles ist sauber und ordentlich, und selbst die älteren Leute sprechen zumindest ein bisschen Englisch.

Kaum ein Hochhaus in Hong Kong gleicht einem anderen, und alles blitzt und blinkt - wie hier das Wahrzeichen: die Bank of China.

Die größte Attraktion ist aber die steile Fahrt auf den "Peak" - den Hausberg dieser Stadt - und der anschließende Blick hinunter. Auch wenn das Gedränge der Touristen nicht gerade meditative Stimmung aufkommen lässt - das muss man einfach gemacht haben.
Ein bisschen wollten wir aber schon weg von den Touristenhorden, und ging es runter vom Peak - und rein in die nächstbeste Straßenbahn, für eine kleine Rundfahrt durch die Stadt.

Fast überall ist Hong Kong stark westlich orientiert. Bei der Höhe der Straßenbahnen hingegen ganz offensichtlich nicht so sehr.

Montag, 16. Februar 2009

Ich will so bleiben wie ich bin ...

... Du darfst! *sing*

Und wenn ich mal was darf, dann ordentlich - zum dritten Mal hocke ich jetzt in einem Level C, aber mit ein bisschen Glück ist das jetzt das letzte Mal. Kreise schließen sich offensichtlich, denn wie bei meinem ersten, nur einen Tag währenden, Anlauf vor fünf Monaten habe ich wieder jene "Headteacherin" Prof. Tan und jenen älteren Herrn (Prof. Liang), die mich im September in Rekordzeit auf Level B zurückflüchten ließen.

Das war übrigens eine hervorragende Entscheidung, wie sich herausstellt, denn ich habe heute gemerkt, dass das Niveau des von diesen strengen, aber ansonsten ausgesprochen liebenswürdigen, Professoren abgehaltenen Levels C bei weitem höher ist als das des letzten Halbsemesters - vermutlich, weil die meisten meiner 31 Mitstudenten aus Japan, Korea und Kasachstan kommen und sich somit deutlich leichter tun.

Was mich allerdings freut ist, dass ich diesmal locker mitkomme. Bewunderte ich bei meinem ersten Versuch noch als völliger Außenseiter die undurchdringliche Schönheit all jener fremdartigen Laute, die mir da lehrerseits vorgesetzt wurden und war es mir gerade noch möglich, hinter dieser zu allem Überfluss noch mit starkem Shanghai-Akzent dargebotenen Sprache das Chinesische zu vermuten (und sonst nicht viel mehr), verstehe ich nunmehr eigentlich fast alles ohne gröbere Probleme. Den teils verzweifelten Gesichtsausdrücken meiner Mitstudenten sowie der auffälligen Stille inklusive multiplem, jeglichen Zusammenhang zum gerade Gesagten entbehrenden Kopfnicken entnehme ich, dass viele sich nun in einer ähnlichen Situation befinden wie ich vor einigen Monaten.

Neben der Tatsache, dass ich also rein lerntechnisch zur Abwechslung einmal eine goldrichtige Entscheidung getroffen haben dürfte, sind mir meine neuen Kollegen auf Anhieb ausgesprochen sympathisch, und ich habe bereits Kontakt mit einer Kasachin, einer Mongolin, einem Kanadier, einem Inder und einer koreanischstämmigen Neuseeländerin aufgenommen. Nun ist mir wohl bewusst, dass meine Smalltalk-Fähigkeiten dergestalt sind, dass einmal von mir angesprochene Zeitgenossen danach gerne als Eremiten in die Atacama-Wüste ziehen oder sich als Astronauten auf den Mond schießen lassen, aber zumindest bisher scheint alles zu passen.

Ich bin sehr gespannt, wie das weitergeht. Aber nach so viel Sprachpraxis während des Reisens tut es jedenfalls gut, wieder Theorie lernen zu dürfen. Gehen wir's also an!

Sonntag, 15. Februar 2009

Der Süden - II: Longsheng und das unsichtbare Drachenrückgrat

Da bin ich wieder. Frühmorgens verabschiedeten ich und Linan - die nun eine gemeinsame Freundin ist - meine zwei Besucherinnen, morgen beginnen meine Vorlesungen, und also wird's nun Zeit, dass ich den nächsten Teil des großen Süd-Trips nachliefere.

Heute wollen wir die Gegend von Longsheng (龙胜, "siegreicher Drache") besprechen. Dieser Ort liegt etwa 70 Kilometer nördlich von Guilin und ist für zwei Dinge berühmt: für seine atemberaubenden Ausblicke auf Reisterrassen, die von Horizont zu Horizont steile Bergrücken überziehen, und für jene Angehörige der Völker der Yao, der Zhuang und der Dong, die dort in kleinen, ursprünglichen Dörfern leben und diese Reisterrassen bestellen.

Da man ja nicht jeden Tag das Gleiche machen möchte, entschieden wir uns dieses Mal dafür, diese Gegend nicht im Rahmen einer Tour zu besichtigen, sondern ein Auto inklusive Fahrer zu mieten - wodurch wir auch die Freiheit hatten, alles völlig unabhängig zu erkunden.

Unser Fahrer war ein fröhlicher Mann, der sogar einige Wörter Englisch beherrschte, und so verging die langsame Fahrt über kleine Serpentinenstraßen munter plaudernd wie im Fluge. Die herrliche Landschaft von Longsheng bereitete sich darauf vor, sich unseren erkundenden Augenpaaren von ihrer besten Seite zu zeigen. Und auf welch originelle Weise sie dieses tat, demonstriere ich am besten in Bildern:

Hier ging die Reise los: in unserem Hostelzimmer. Der Vorteil daran, mit Mädels zu verreisen, ist ja, dass man nicht mit dem üblichen Chaos kämpfen muss, das Männerhaushalte so auszeichnet. Keine Gewandberge, nichts verdrückt sich, alles liegt stets am dafür vorgesehenen Platz - herrlich.

Entsprechend schnell konnten wir auch aufbrechen - und bereits eine halbe Stunde Fahrt außerhalb von Guilin wurden die Straßen enger, die Landschaft wilder, und es begann der Anstieg ins Gebirge. Auch die ersten traditionellen Dörfer chinesischer "Minderheiten" tauchten auf - wie beispielsweise hier eines mit den typischen Holzhäusern der Zhuang.

Gleich als erstes steuerte unser Fahrer "Ping An" (平安) an. Nahe diesem Zhuang-Dorf mit dem hübschen Namen "Frieden" befindet sich eines der berühmtesten Panoramen Chinas - die Reisterrassen des "Drachenrückgrats". Zum ersten Mal betraten wir also ein solches traditionelles Dorf, dessen Einwohner hauptsächlich vom Reisanbau, vom Handwerk und von Touristen leben. Dieser Herr mahlt gerade Sojabohnen zur Herstellung von Bohnenmilch.

Bereits während der Fahrt war das Wetter nicht gerade großartig. Aber der eigentliche Anstieg auf engen Wegen mitten durch die Reisterrassen war dann nachgerade besorgniserregend. Eigentlich waren wir froh, wenn wir überhaupt weit genug sahen, um den nächsten Schritt nicht ins Leere zu setzen. Keine idealen Voraussetzungen für einen kilometerweiten Blick in die Landschaft.

Denn so präsentieren sich die Reisterrassen des Drachenrückgrats normalerweise den Besuchern. ( Foto von www.visitourchina.com )
Was für ein Anblick aber erwartete uns nach einem halbstündigen, ziemlich steilen Aufstieg?

Nun ... einer mit etwas geringerer Blicktiefe, könnte man sagen. (Im Hintergrund: "Reisterrassen im Nebel", eine artistische Impression von Clemens M. Bayer)

Angesichts dessen - oder eher eben nicht angesichts - ward der tapferen Wandersleute Stimmung ein wenig getrübt. Auch wenn der Nebel an anderen Stellen durchaus stimmungsvolle Anblicke erzeugte. Obige "Wind-und-Regen-Brücke" - ein Bauwerk-Typ, der vom Volk der Dong völlig ohne Nägel und Eisenteile errichtet wird - macht sich beispielsweise auch als "Nebel-Brücke" ziemlich gut.

Auch obige Dame vom Volk der Yao war trotz Nebels tadellos sichtbar. Was fein ist, denn die Frauen der Yao sind berühmt dafür, dass sie sich niemals die Haare schneiden. Stattdessen wächst die Frisur dieser auch im Guinness Buch der Rekorde eingetragenen Volksgruppe mit den längsten Haaren der Welt zu beeindruckenden Längen und wird im Alltag zu einem kunstvoll geflochtenen Knoten gewunden und mit einer markanten Kopfbedeckung ... ähm ... bedeckt. Diese hat sie für uns abgenommen, um uns dummen Touristen eine fotographische Festhaltung zu ermöglichen.

Ebenfalls wetterunabhängig war zum Glück unser Mittagessen in einer Zhuang-Hütte - wo wir traditionelle Speisen probieren konnten. Oben sieht man, wie ein Gericht aus Huhn, Bambus und Reis in ausgehöhlten Bambusstangen gegrillt wird ...

... hier sieht man uns in der Hütte darauf warten, was auch immer wir da gleich serviert bekommen würden ...

... und hier schließlich hebt ein gar grausig Gemetzel an, als wir versuchen, des knusprig angebratenen Reises Herr (bzw. Dame) zu werden. Geschmeckt hat das übrigens unheimlich gut.

Wenn wir schon nicht die schönsten und berühmtesten Reisterrassen sehen konnten, wollten wir zumindest überhaupt einmal welche sehen. Daher baten wir unseren Fahrer, uns in ein nahegelegenes Dorf der Yao zu bringen, das ein gutes Stück bergabwärts liegt. Der Nebel verhüllte ja nur exakt jenen Berggipfel, auf dem wir der Aussicht zu frönen gedachten. Weiter unten wäre es vielleicht etwas besser, so der Gedanke.
Als wir die ebenso hohe wie wackelige und morsche Hängebrücke über den Fluss zu besagtem Dorf überquerten, bestätigte sich unsere Vermutung: Die Luft war klar - hier würden wir zumindest ein paar Reis-Impressionen sammeln können ...

... vorausgesetzt natürlich, diese hinterhältigen Yao hätten den Reis nicht kurz vor unserem Besuch abgeschnitten und nur Stoppel-Panoramen hinterlassen.

Das aber war nicht besonders tragisch, da wir auch so nach einem gröberen Gekraxel noch ein paar, wenn schon nicht ganz so grandiose, so doch immer noch wunderschöne Ausblicke auf Reisterrassen mitnehmen konnten. Ohne Weitwinkel-Objektiv hatte ich natürlich keine Chance, die ganze Dimension dieser Landschaft einzufangen, aber beim Teutates, ich sage Euch: Es war toll.

Wie wir direkt vom tiefsten November-Nebel in den brütenden Sommer-Sonnenschein wechselten, wie Babsis Schlangenphobie ausgerechnet in einer Disko auf eine harte Probe gestellt wurde, was uns dazu bewog, einem Wiener Nationaltanz in einem kantonesischen Park zu frönen und warum Hong Kong nicht gut für meinen Kopf ist - darüber schreibe ich dann beim nächsten Posting. Glaube ich. Und wenn nicht, dann erinnert's mich bitte daran.

Dienstag, 10. Februar 2009

Der Süden - I: Guilin und Yangshuo

Ein herzliches Winke-Winke an Euch alle da draußen! Falls Ihr noch da seid. Ich bin's jedenfalls. Da nämlich. Wieder. In Shanghai. Ich war ja weg. Falls das vergessen wurde. (Und es überhaupt jemanden kümmert.) Das Leben ist ja so kurzlebig in diesen unseren Zeiten.

Wo war ich?

Ach ja: Ich bin nach einer weiteren großartigen Reise seit vorgestern Abend wieder zurück in Shanghai und wurde hier auch gleich standesgemäß empfangen: Gestern habe ich mich ganz früh am Morgen für das nächste Semester registriert. Das heißt, ich habe es versucht. Und heute habe ich mich - noch früher am Morgen - erfolgreich registriert, da es sehr hilft, das ganze am richtigen Termin durchzuführen und nicht einen Tag zu früh. Die Studiengebühren und das Dorm sind nun bezahlt, die Versicherung abgeschlossen, das Level gewechselt (oder, besser gesagt, eben nicht) und die Visum-Verlängerung vorbereitet. Da sie aus unerfindlichen Gründen die schönste Gartenstadt Chinas den Freuden der hiesigen Bürokratie vorziehen, habe ich meine zwei Besucherinnen heute alleine (und ohne Chinesisch-Kenntnisse, hihi) nach Suzhou geschickt, und habe nun zwischen zwei organisatorischen Terminen ein wenig Zeit, das erste Reise-Posting zu erzeugen.

Was ich jetzt vielleicht auch langsam tun sollte, oder?

Obwohl ... ich warte noch ein bisschen. Aus dramaturgischen Gründen. Erhöht ja die Spannung ungemein.

*dumm-di-dumm*

So. Jetzt aber.

Also: Meine lieben Freundinnen Babsi und Josi sind ja so nett, auf einen Hupfer bei mir hier drüben vorbeizuschauen. Und also ward der Beschluss gefasst, nicht alleine in Shanghai zu verharren, sondern wie die Graugänse gen Süden zu ziehen - vorwiegend der Temperaturen wegen, da es ja (wie ich immer wieder verwundert feststelle) Menschen gibt, die gerne schwitzen, und zwar sogar im Winter, wenn unsereins ein paar kurze Wochen lang nicht als menschlicher Rasensprenger durch die Lande ziehen muss.

Die Mädels kamen am 31. Jänner am Shanghaier Flughafen Pudong an. Ich sang dort ein kleines Willkommensliedlein - und dann zogen wir gleich weiter zu Shanghais anderem Flughafen, von woselbst wir drei schwer Gejetlaggten - in meinem Fall natürlich nur sympathisches Mit-Leiden - noch am selben Tag nach Guilin flogen. Dorten ist die Landschaft schön und außerdem ein Bahnhof, auf dem es einen Zug gibt. Naja, eigentlich mehrere, aber uns interessierte nach einigen Tagen Aufenthalt am meisten jener, der über Nacht nach Guangzhou fuhr, von wo aus wir - nach wiederum einigen Tagen Aufenthalt - wieder nach Shanghai zurückkehren konnten.

Schon klar, da erhebt sich sofort die Frage: Warum so umständlich? Da hätten wir doch gleich in Shanghai bleiben und uns dieses lähmende Herumgereise sparen können.

Jaja - das stimmt schon, aber wie schon gesagt: Guilin beherbergt neben eben erwähntem Zug auch ebenso erwähnte wunderbare Landschaft sowie noch viele andere interessante Dinge. Die wollten wir halt schon gerne sehen, und daher darf ich jetzt auch davon berichten.

Ich werde folglich sofortiglich diese meine Wort-Knoten auflösen zugunsten des üblichen Foto-Panoptikums, das ich jetzt über Euch ergießen darf.

Gleich.

Nach einer weiteren kurzen, dramaturgisch wertvollen Pause.

*Dumm-di-dumm*

Da bitte:


Meiner Meinung nach kann man China nur entweder hassen oder lieben. Meine zwei Besucherinnen Josi (l.) und Babsi (r.) waren zwar zum ersten Mal hier, fühlten sich aber merkwürdigerweise sofort wie zu Hause. Perfekte Voraussetzungen also, um sofort nach Guilin abzurauschen.

Guilin ist eine kleine (500.000 Einwohner) Stadt im Nordosten der Provinz Guangxi, deren untouristischere Regionen im äußersten Süden ich ja bereits besucht habe. Wegen der einzigartigen Karstlandschaft in seiner Umgebung gilt dieses hübsche Städtchen als eine der größten Sehenswürdigkeiten in China.
Das geht natürlich gar nicht. Daher bestand ich darauf, wenigstens in jener Jahreszeit dorthin zu fahren, in der das sonst niemand tut - wegen des zu dieser Zeit suboptimalen Wetters.

Wie erleichtert war ich da, als uns am ersten Tag auch tatsächlich grau-nebeliges und zwar nicht kaltes, aber doch auch nicht gerade sommerliches Wetter empfing. Perfekt. Vielleicht können wir ja Blicke auf die beeindruckenden Karstberge während des gesamten Aufenthalts komplett vermeiden!
Aber zumindest den berühmten Elefantenrüssel-Berg mitten in der Stadt sahen wir schon mal ganz gut.

Berge sind in Guilin und Umgebung übrigens überhaupt eine große Sache. Es gibt dort nämlich so viele davon - und ziemlich wenig berglosen Platz. Daher werden die komischen Karstgupferln auch von alters her GuilinerInnenseits ausgesprochen effizient genutzt. So ist der hier dargestellte Hügel lustigerweise über und über ... naja ... inner und drinner ... wurscht: vollkommen mit Buddha-Zeugs angefüllt. Und das kann man besichtigen. Haben wir auch getan. Sind 1.500 Jahre alt, die Statuen. Könnte man eigentlich auch mal plätten und einen McDonalds hinstellen oder so.

In Guilin machen die Berge überhaupt SACHEN, sage ich Euch, da ist man zunächst einmal vollkommen baff, wird aber danach auch noch sehr viel baffer, um sodann irgendwann wirklich am baffsten zu sein. In diesem allerbaffigsten Zustand haben wir beispielsweise die obige Höhle besucht, wo es den "Schwertschneidenstein" (oder so ähnlich) zu besichtigen gibt. Zwischen diesem und dem Boden gibt es - natürlichgewachsenerweise - nur ganz, ganz wenig Platz. Und Chinesen schätzen ja wenig Platz sehr, daher fotografieren sie das auch ganz viel. (Hab ich auch getan.)

Guilin als Stadt hat aber auch Gebäude zu bieten. Zum Beispiel eine Menge Tempel und so Zeug. Die stehen allerdings alle auf Bergen oben, und um sie zu besichtigen, muss man da halt rauf. Während ich also am unteren Ende eines solchen Berges so auf den Lift wartete, musste ich plötzlich feststellen, dass es gar keinen gab. Das ficht aber einen echten Traveler nicht an, daher sah man mich umgehend behende und grazil den Hang hinan schweben, dem Tempel entgegen.
Den Tempel selbst erspare ich Euch bildtechnisch jetzt, weil die schauen nach einiger Zeit eh alle gleich aus. (Behaupten zumindest meine Gästinnen. Pffff.) Dafür traf ich auf obigem Berg einen taoistischen Hellseher, mit dem ich ein wenig plauderte. Er sorgte für meinen persönlichen Top-Reise-Ego-Boost: Bereits nach ein paar Sätzen erkannte er, dass ich in Shanghai lebe - allein an meinem Akzent, ohne, dass ich es ihm gesagt hatte! Unfassbar - entweder, er ist ein wirklich guter Hellseher, oder mein Chinesisch ist tatsächlich schon so geschliffen, um lokale Akzente erkennen zu lassen.
Na toll. Der Shanghai-Akzent ist nämlich echt schiach.

Übrigens ist Guilin auch für seine Schlangen-Spezialitäten bekannt. Schlangenblutsuppe wäre da beispielsweise zu nennen. Oder auch obiger Schlangen-Schnaps. Ideal für Schlangen-Phobikerinnen wie Babsi, die hier fairerweise die Möglichkeit bekommen, möglichst viele dieser Tierchen eigenmündig zu vernichten. Sie wollte aber nicht. So schlimm kann die Phobie also auch wieder nicht sein.

Apropos Babsi: Sie bewies auf der Reise ein feines Gespür für wirklich exotische Dinge, die man sich in Österreich so gar nicht vorstellen kann.

Aber zurück zum Ernst des Lebens. Da sich der Li-Fluss ja außerhalb von Guilin bis zu geradezu unerträglicher Schönheit steigert, mussten wir ihn natürlich bebooten. Zu diesem Behufe gibt es in der Stadt dutzende Tour-Anbieter. Wir ließen uns einfach am ersten Abend von einem ausgesprochen freundlichen Taxifahrer eine günstige Tour empfehlen (= aufschwatzen) - und wählten der Spannung wegen eine chinesische solche. Das Urvertrauen der Chinesen in meine Sprachkenntnisse ehrt mich; wir stießen aber durchaus auf Probleme - besonders, wenn es vom Bus auf einen Kleinbus umzusteigen galt, von diesem auf ein Kleinboot, von diesem wiederum auf ein größeres Boot, dann auf ein Elektrowägelchen und von diesem zurück auf den Ursprungsbus. Dabei wurden nämlich verschiedenste Treffpunkte an diversen, fernen Orten einfach auf Chinesisch in den Raum getrötet - und das ist wirklich kaum zu verstehen.
Hilfreich waren hierbei obige herzige Mäderln, die uns flugs adoptierten und - in langsamem Volksschul-Chinesisch und mit vielen Handzeichen - gewissenhaft durch diverse organisatorische Unwägbarkeiten manövrierten.

So schafften wir es sogar, unser Boot tatsächlich zu erreichen, und die 70 Kilometer lange Fahrt auf dem Li-Fluss bis zum Dorf Yangshuo plangemäß zurückzulegen. Wegen der unwegsamen Landschaft mit all diesen unpraktischen Bergen müssen sich die hiesigen Händler übrigens kreative Wege überlegen, ihre Waren an den Mann zu bringen. Eine Methode ist beispielsweise das spontane Anklammern an größere Schiffe mit einem kleinen Bambus-Floß - und der darauffolgende Verkauf diverser Waren an die Insassen.

Ansonsten werden einfach auf jede auch noch so verhungerte Sandbank Märkte draufgestopft.

Und so schipperten wir denn hinein in diese Landschaft, die für mich seit frühesten Kinderjahren das ultimative ländliche China repräsentiert. Mein Freund der Nebel gab sich redliche Mühe, konnte aber nicht vollkommen verhindern, dass wir einige - dafür umso stimmungsvollere - Einblicke in die wilde und unwirkliche Umgebung bekamen.Überall grasten Wasserbüffel, die von den hiesigen Bauern zur Bestellung der Felder genutzt werden. Unsere Tourleitung beschrieb unserer rein chinesischen Reisegruppe in nicht unstarkem Dialekt die Bedeutung der einzelnen Berge - deren viele mit langer Geschichte und tieferer Symbolik gesegnet sind.
An dieser Stelle möchte ich mich selbst preisen, der ich aufgrund meiner Sprachkenntnisse während der gesamten Tour als Simultan-Dolmetscher für meine Freundinnen fungierte, und sie somit live und in real-time mit Informationen versorgt wurden, die Nicht-Chinesischsprachigen ansonsten verschlossen bleiben.

"Da vorne ist ein ... Berg ... sagt sie grad ... glaub ich. Oder wartets ... nein: zwei! (Scheiße, red' net so schnell) Und der ist irgendwie berühmt ... oder der andere. (Wie war das?) Nein, der war grad, da vorn ist was anderes ... ich glaub ... ein Berg ... oder so ... (Geh bitte, red vielleicht noch stärkeren Dialekt, du Trampel) ... aber da ist jetzt noch irgendwas, was immer schon so war wie es heute ist ... Ha! Jetzt hab ich grad "Kopf" verstanden! Ich glaub, da schaut ein Berg aus wie ein Kopf! Aber welcher eigentlich? (Oida, ist das mühsam!) Na wurscht, schauts einfach, is so eh auch schön."

Dergestalt geleitet von meiner ans Professionelle grenzenden Übersetzung waren es doch die visuellen Eindrücke, die Josi und Babsi am meisten beeindruckten. Wie beispielsweise die lokalen Kormoran-Fischer. Sie binden ihren Vögeln ein Band gerade so fest um den Hals, dass diese einen Fisch nicht schlucken können und ihn daher dem Fischer bringen. Sobald sie dies einige Male getan haben, werden sie von dem Band befreit, bekommen für ihre Arbeit einen fairen Anteil an ihrem Fang - und vom Rest verdient der Fischer seinen Lebensunterhalt. Mein Vorschlag, diese Art zu fischen als "vögeln" zu bezeichnen, hat sich trotz großer Begeisterung meinerseits an Bord irgendwie nicht durchgesetzt.

In Yangshuo selbst war leider nur Zeit für einen kleinen Spaziergang sowie oben erwähnte Elektro-Wagerlfahrt, da wir - geleitet von unseren kleinen Aufpasserinnen - wieder zu unserem Bus mussten, der an einem (von mir unverstandenen) Platz auf uns wartete. Dort gab es die übliche Begrüßung seitens der Reiseleiterin ("Ah, unsere Ausländer haben es auch irgendwie geschafft." - so viel Chinesisch verstehe ich gerade noch, meine Liebe) - und dann sahen wir noch ein paar ebenso berühmte wie schöne Plätze in der Umgebung.

Repräsentativ greife ich hier die obige Tropfstein-Wasserhöhle heraus, in der wir mit einem Bötchen fuhren - und anschließend noch erstaunlich lange herumkraxelten. Wilde Steinformationen haben in diesem riesigen, unterirdischen Komplex blumige Namen - und es entwickelte sich ein richtiges Gesellschaftsspiel, wer in den Stalaktiten und -miten tatsächlich einen "Phönix, der sich auf breiten Schwingen über das Blumenmädchen erhebt" oder einen "Alten Mann, der den Königsschatz bewacht" erkennen konnte.
Bin ich froh, dass nicht ich für die Namensgebung verantwortlich war, sonst gäbe es dort unten heute Formationen wie "Ein länglicher Stein", "Ganz viele große Gupferln" oder "Irgendsowas Rauhes, das mich an Durchfall erinnert."

Kurz: Es war beeindruckend. Und weil so etwas bei mir immer zu ganz viel Schrift führt, habe ich beschlossen, unsere Reise mal wieder auf mehrere Postings zu verteilen. Freuen Sie sich also aufs nächste Mal, wenn es heißen wird: "Als wir fast tolle Reisterassen sahen und beinahe so beeindruckt gewesen wären, wie wir es unser ganzes Leben nicht gewesen sein hätten können."