Freitag, 26. Dezember 2008

Guangxi - II: Kulinarisches

Guangxi ... das ist die autonome Region der Minderheit der Zhuang, eine traditionell "unterentwickelte" Region. Guangxi ... wo so viele andere Stämme chinesischer Minderheiten leben - wie die Yao, die Miao, die Dong und viele andere - dass sie die überall sonst überwiegenden Han-Chinesen um das Dreifache übertreffen. Guangxi ... wo es unerforschte, wilde Regionen gibt. Guangxi ... wo ich als Westler sogar in der hochmodernen Hauptstadt als Besonderheit angestarrt und fotografiert werde.
Ja, Guangxi ist nur etwas für den hartgesottenen Traveler, der bereit ist, Entbehrungen auf sich zu nehmen und den selbst einfachsten Lebensbedingungen nicht abschrecken ...



... wie beispielsweise zu kurze Bademäntel im Hotelzimmer.

Nur, wer auf solch' primitive Weise zu überleben imstande ist, der kann auch jene Abenteuer erleben, wie sie unerschrockenen Naturen wie der meinigen offen stehen.

Etwa Abenteuer kulinarischer Ausrichtung.

Je weiter man in China nach Süden reist, desto eher entspricht die Küche all jenen Klischees, die wir im Westen kennen und - trotz auch nicht gerade "eingängiger" österreichischer Spezialitäten wie Hirn mit Ei, Beuschel und Blutwurst - gerne bewitzeln. Während man nördlich von Peking von Speisen lebt, wie sie auch im Waldviertel nicht allzu fehl am Platze wären, gibt's hier in der Gegend schon schräge Dinge.

So entdeckte ich gestern Abend zur Essenszeit zufällig etwas Wunderbares: Seit Taiwan hatte ich keinen echten "Nightmarket" mehr erlebt - jene Straßen, in denen erst zu später Stunde reges Markttreiben erwacht und sich die Massen wälzen wie in Wien nicht einmal auf der Mariahilferstraße in der Vorweihnachtszeit. Das funktioniert natürlich nur hier, ganz weit im Süden, wo man auch mitten im Winter die ganze Nacht bei milden Temperaturen im Freien bummeln und sitzen kann.

Ein Sonderfall solcher Nightmarkets sind die "Speisestraßen", wo es alles - und wirklich alles - zu essen gibt.

Obwohl ich dort ohnehin auffiel wie ein bunter Hund, habe ich mich überwunden, und ein paar Eindrücke in Bildern festgehalten. Denn nirgends sonst bekommt man dokumentationswürdige Inhalte derartig auf dem Silbertablett (oder eher in der Reisschüssel) serviert wie hier.

Bittesehr:

Ja, einsam ist man nicht auf einem Nightmarket. Und verhungern muss man auch nicht ...

Dutzende bis hunderte kleinerer und größerer Stände und Läden bieten jede erdenkliche Art von Nahrung an - sowohl was die Zutaten anbelangt als auch deren Zubereitung. In China ist das Kochen ja eine Wissenschaft, und wenn man sich mit deren vollendeten Ausformungen beschäftigt, erscheinen alle europäischen Küchen im Vergleich geradezu primitiv.
Dennoch: Manches ist für uns vielleicht ein bisschen ungewohnt ...


... beispielsweise das Aussuchen des zur Verspeisung zu schlachtenden Tiers vor Ort - wie hier jener Hühner, Fasane, Tauben, Spatzen und anderer, mir unbekannter Vögel.

... oder auch die etwas gewagte Präsentation lokaler Spezialitäten. Guangxi ist besonders berühmt für seinen Hunde-Feuertopf.
(Man bemerke weiters: Ich bummelte am Weihnachtstag - westlicher Einfluss ist diesbezüglich durchaus vorhanden.)

Apropos gewagte Präsentation: Auf gewisse Spezialitäten sollte man vielleicht eher verzichten, zum Wohle geschützter Arten. Und da wundert man sich hier, warum der Jangtse-Alligator vor dem Aussterben steht.

Doch es wäre nicht China, würde man nicht unversehens selbst über extinkte Tiere stolpern.

5 Kommentare:

_mathilda_ hat gesagt…

Mir scheint, wir haben soeben eine weitere Erklärung für das Aussterben der Dinosaurier gefunden! (über die Schwächen der Theorie mache ich mir heute Nacht während des Nachtdiensts Gedanken, ich bin mir sicher, da gibt es welche ;) ).

Es ist auch absolut beeindruckend mit welcher Würde du all diese Entbehrungen auf dich nimmst. Vor allem die weißen, kurzen Bademäntel *schauder* Allerdings drängt sich mir der Verdacht auf, dass du eventuell so ein, zwei, zehn Zentimeter größer sein könntest als die chinesische Durchschnittsbevölkerung. Oder im Land der Mitte mag mans eben etwas luftiger zur einfacheren Trocknung.

Ich bin schon gespannt auf den Fortgang der Reise.

rudolfottokar hat gesagt…

komm grad von einem herrlichen mehrgängigen weihnachtsessen mit deiner mutter.
gut, dass ich erst jetzt die bilderln seh... ;-)
(aber echt schrecken tun mich eh nur die hängenden hunde...)
jetzt trink ich einen schnaps!

ClemmieInChina hat gesagt…

@mathilda: die erklärung für's aussterben der saurier hat was ... verspeist von den südchinesen ... interessant :).

@rudolfottokar: schön, dass es geschmeckt hat :). ich fand ehrlich gesagt das halbierte krokodil am erschreckendsten ... vor allem, weil es auch noch zwischen herrlich geschmückten weihnachtstorten und einem haufen tropischer früchte lag. so unerwartet. und dann auch noch halb und in stücken. sowas.

*phiess*

Anonym hat gesagt…

Hui, das darf ich meiner Mum net zeigen... wenn die sieht, dass du bratfertig hergerichtete Hunde fotografiert hast, mag's dich nimmer... einfach weil du imstand bist, sowas überhaupt nur zu fotografieren ;-) - und weilst in so ein Land mit so grausliche Menschen fahrst... ich glaub' sie tät' gemeinsam mim Rudi umfallen!!! Obwohl... ich hab' auch gleich weiterscrollen müssen...

ClemmieInChina hat gesagt…

@nikerl: dann sagst ihr besser nicht, dass ich hund auch schon gekostet hab - genauso wie alle meine kollegen :D. schmeckt übrigens hervorragend, wie ganz mageres kalbfleisch. und ich kapier auch nicht ganz, warum es schlimmer sein soll, hundefleisch zu essen als schwein oder kuh. am rande bemerkt hindert das die chinesen nicht daran, hunde als haustiere zu lieben - sie gehen mit ihnen auch sehr lieb um. das hundefleisch kommt von einer eigenen masthunde-rasse, die nicht als haustier gehalten wird.