Hach, ist das schoen, das Internet vollzumuellen! Aber auf diese Art kann ich meine Fortschritte live und online festhalten, was fuer die Nachwelt von geringem, fuer mich selbst aber von erheblichem Interesse ist.
Clemi und die Clos - ein unendliches Abenteuer
Heute habe ich die dritte Etappe zurueckgelegt. Und da kein Tag ohne eine zuenftige Toilettengeschichte aus dem Hause Bayer vergehen soll, weiss ich zu berichten: Ich fand im Zug von Bozhou nach Luoyang ein Luxusklo - mit Spezialeffekten! Ein Schild weist dortselbst den geneigten Nutzer darauf hin, doch tunlichst nach erfolgtem Geschaeft die Spuelung zu betaetigen. Hei, wie gross ist das Hallo wenn man, der Anweisung folgend, feststellt, dass eine Gesichtswaesche inkludiert ist! Froehlich sprueht ein Strahl direkt aus dem Rohr in mein erstauntes Antlitz und hoert nicht auf, bevor selbiges inklusive Pullover vollkommen durchtraenkt ist. Das ist fein, denn so staubt's wenigstens nicht.
Henan: Hoehlen im Loess
Das ist naemlich eigentlich ein Problem in der Provinz Henan: waehrend Anhui freundlich in subtropischer Feuchte dahinmodert, fehlt's hier an Wasser. Ich habe jetzt den trockenen Teil der Zentralebenen erreicht. Langsam naehere ich mich ja den Wuesten Nordchinas, und das macht sich - wer haette das gedacht - durch fehlendes Wasser bemerkbar. So wandelt sich waehrend meiner Fahrt die Umgebung von wenig interessanten, mit Feldern ueberzogenen Ebenen zu einer loessgelben Huegellandschaft - lehmig und staubtrocken. Zwischen Zhengzhou - der Hauptstadt von Henan - und Luoyang sehe ich auch zahllose Doerfer mit den beruehmten Wohnhoehlen. Denn in dieser Gegend wohnen viele Menschen in Hoehlen, die sie direkt in Abbrueche in den Loesshuegeln graben - die Eingaenge sind dabei oft zu richtigen Lehmportalen gestaltet. Im Winter ist es da drinnen warm, im Sommer kuehl - doch immer ist es mangels Fenster ausgesprochen duester. Oft sieht man auch Doerfer, in denen es neben diesen Hoehlen und normalen Haeusern auch Mischformen gibt. Dabei ist das Haus direkt an einen Lehmabbruch gebaut, und die hintere Mauer wird durch die senkrechte Lehmwand ersetzt. Gerne uebrigens auch in unmittelbarer Nachbarschaft zu den allgegenwaertigen Atomkraftwerken oder gigantischen Bergwerken. Wildromantisch, sozusagen.
Ich bin wieder uninteressant!
Doch dann in Luoyang: der Kulturschock! Keiler stuerzen sich in Scharen auf mich, Hochhaeuser, breite, saubere Strassen und ... keiner der normalen Passanten interessiert sich mehr fuer mich! Hey! Bin ich Euch etwa nicht mehr exotisch genug, oder was?
Der Kontrast zu Bozhou koennte drastischer nicht sein. Hier bin ich offenbar wieder im "zivilisierten" China. Dabei dachte ich, dies waere eine Kleinstadt. Vor lauter Schreck lasse ich mich - ganz untypisch - von einer besonders aufdringlichen Keilerin dazu ueberreden, mir ihr Hotel mal anzusehen. Und da dieses hervorragend gelegen ist, 13 Euro pro Nacht kostet und auch sonst sehr huebsch wirkt, quartiere ich mich dort fix ein.
So viel zu tun - so wenig Zeit
Luoyang ist bloed. Hier gibt es viel zu viel zu sehen! Daher kaufe ich noch kein Ticket fuer die Weiterreise und lasse auch meinen Checkout-Termin offen. Stattdessen erstehe ich am nahen Long-Distance-Bus-Terminal fuer morgen einen Busfahrschein zum Shaolin Tempel. Ich habe mit dieser formvollendeten Pruegeleikunst ja mal selbst ein bisschen herumgestuempert, und jetzt moechte ich mir das an deren Geburtsort direkt ansehen.
Dann gaebe es mit den Longmen-Grotten noch die wichtigsten buddhistischen Hoehlenkunstwerke Chinas zu bewundern, ausserdem den aeltesten erhaltenen buddhistischen Tempel dieses Landes, ein angeblich einzigartiges Museum mit Grabanlagen aus allen Dynastien, Bootsfahrten am nahegelegenen Huangho sowie die lebendige Altstadt von Luoyang - vor fast 1000 Jahren immerhin einmal fuer lange Zeit die Hauptstadt des chinesischen Reiches.
All das werde ich in zwei bis drei Tagen wohl nicht unterbringen, aber nach den eher geruhsamen Tagen im chinesischen Nirgendwo ist eine solche Kulturflut eine willkommene Abwechslung.
UND!
Hier sprechen die Chinesen wieder Chinesisch! Was man mir linguistisch in Anhui geboten hat, war ja nachgerade eine Unverschaemtheit. Ich habe ueberhaupt den Verdacht, dass die dort drueben gar keine Chinesen sind und auch nicht Chinesisch koennen. Das ist sicher irgendso eine Community von als Chinesen verkleideten Waldviertlern oder so - was die dort so von sich geben klingt ja durchaus sympathisch; aber verstehen tut das wirklich kein Mensch.
Ganz anders hier: Das von mir gesagte wird groesstenteils richtig interpretiert, und auch ich habe wieder mein gewohnt hohes Level an Hoerverstaendnis erreicht (= hier ein Wort und da ein Wort). Das ist gut fuer's Selbstbewusstsein, und da entschuldigt man auch gerne, dass man ja mittlerweile nach Nordchina vorgedrungen ist, und die Aussprache hier nun ein wenig die in dieser Region uebliche "Ich-habe-einen-ganzen-Erdapfel-im-Mund-und-spreche-trotzdem"-Charakteristik aufweist, wie wir Linguisten es ausdruecken.
Ab morgen bin ich dann wirklich im Besichtigungsstress. Hurra! ]:)
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5 Kommentare:
Ich bin von deiner hingebungsvollen Leidenschaft für Klo-Pannen nachhaltig begeistert ;) Da kann ich dir nur weiterhin viel Spaß und immer ein Häusl in Reichweite wünschen ;)
na, das werden ja dann seitenweise spannende fotos werden, schätz ich mal... fein;-)
(outicker is auch nicht schlecht...)
Wir lesen nach wie vor mit Interesse und Vergnügen Deine Berichte. Und Deine Art, Dich selbst auf die Schaufel zu nehmen hilft uns, nicht vor Ehrfurcht erstarren zu müssen ob Deiner großartigen Leistungen in allen Bereichen.
@mathilda: oje, das heisst, ab jetzt muss ich schauen, dass ich jeden tag irgendwas erleb am haeusel ]:D.
@rudolfottokar: tja ... ich habe heute mein 200. foto geschossen. und gerade einmal ein viertel der zeit hinter mir. das wird was ]:S
@sep-ing: joe, das freut mich ]:-))). zu erstarren gibts eher weniger, aber zum auf die schaufel nehmen reichts alle mal!
hm. wenn man "joe" so ohne umlaut-o schreiben muss, schaut das irgendwie nach einem englischen vornamen aus.
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