Manchmal trifft einen Erkenntnis in den unscheinbarsten Momenten. So wurde mir vor etwa fünf Minuten plötzlich klar, warum in China so unterschiedliche Professionen wie jene des Tellerjongleurs und des Archäologen zu so wunderbaren Blüten kommen konnten. Es war reine hygienische Notwendigkeit.
Ich fand des Pudels Lösung just als ich jenes kleine Kästchen in der Küche einer Grundreinigung unterzog, das meine Zimmernummer trägt und dessen Behuf es also ist, all meine Lebensmittel und Küchenutensilien versperrbar sicher vor meinen geschätzten nordkoreanischen Stockwerk-Genossen zu bewahren.
Es war dies die erste Reinigung, derer ich das Kästchen anteilig werden ließ. Und wenn ich das so fomuliere, dann meinte ich ursprünglich, die erste Reinigung von meiner Seite; doch mutmaße ich, den Vorbewohnern meines kleinen Zimmerchens nicht allzu viel Unrecht zu tun, wenn ich diese Aussage sanft erweitere auf den Zeitraum seitdem bewusstes Kästchen die Tischlerwerkstatt verließ, in welcher es zu Maos Zeiten wohl gefertigt worden war.
So kratzte ich behutsam mit Schwämmchen und Scheuermilch an den Kästchenwänden, und tastete mich sorgfältig Schmutzschicht um Schmutzschicht an die eigentliche Grundlackierung heran. Und während ich so - Teller auf Ellenbogen, Schultern und Oberschenkeln balancierend und dabei abwechselnd mal an der linken Wand, dann an der rechten festklebend - anhand der Dekaden-alten Rückstände schichtweise langsam rekonstruierte, welche Vorräte meine Vorbewohner in diesem unscheinbaren Kästchen zu verstauen pflegten, war sie plötzlich da, die Erleuchtung: Sowohl meine hochwertige, archäologisch-stratigrafische Arbeit, als auch mein anmutiger Balanceakt mit Küchengerätschaften entstanden keineswegs aus wissenschaftlicher oder künstlerischer Getriebenheit. Nein, es war bloße hygienische Notwendigkeit, die diese beiden so unterschiedlichen Disziplinen friedlich unter einem Studentenheimdach vereinte und - so glaube ich - vermutlich vor langer Zeit auch entstehen ließ.
Ich bin übrigens wieder gesund.
Mittwoch, 24. September 2008
Tellerjongleure und Archäologen
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Stratigrafie
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4 Kommentare:
das freut mich zu hören!!!
Was? Das es in der Küche saudreckig ist? Ja, ich fands auch irgendwie erfrischend ehrlich :D.
ach was muß der gute mann zeit haben. während wir uns hier in AT die rücken krumm arbeiten, findet er die muße zeile um zeile gar aberwitziger gedanken aufs virtuelle papier zu bringen. und mit krumm meine ich so wirklich KRUMM *duck* ;-)=
Es ist ja nun wirklich nicht schwer zu erraten, welcher kleine geist diese von arglist getriebenen zeilen hinterließ!
und dieses eine, einzige mal, will ich ihm zustimmen (!). JA, ich habe Zeit! NEIN, ich muss nicht arbeiten! Um genau zu sein: Ich muss überhaupt gar nix hier, außer möglichst viel das tun, was ich möchte und was mir Spaß macht! Du hast mich durchschaut. :D Aber schäme ich mich dafür? Na-heinnn! Ich genieße und geschnäuze, mit Begeisterung!
Servus, Oida, übrigens. Schön, dass'd auch mal reinschaust :). Wie geht's dem nachwüchsigen zukünft? alles ok?
PS: Im übrigen möchte ich aber schon auch anmerken, dass ich hier 6 Stunden Vorlesung an einem Tag hab und dann auch noch mindestens 3 - 4 Stunden lernen muss - außerdem bis zu 40 neue Zeichen an einem Tag, dazu Grammatik, 3x Hausaufgabe, Wohnung sauber halten, Geschirr mit den Händen abwaschen, sauheiß isses auch noch ... kurz: Jetzt wo ich's so recht bedenke, bin ich eigentlich schon sehr arm *gg*.
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